Sonntag, 21. Juni 2015

Mein Interview mit Elvis Presley


Kompletter Text als PDF [am Ende des Artikels]

Lange habe ich mir in letzter Zeit Gedanken darüber gemacht, ob ich dieses Interview, das ich vor vielen, vielen Jahren mit Elvis Presley persönlich geführt habe, veröffentlichen werde. Im Grunde war es kein richtiges Interview. Vielmehr entwickelte sich unser Gespräch entsprechend, wie es sich im Verlauf des Tages ergab. Ich ließ auf seine Erlaubnis hin einen Tonbandrekorder laufen (digitale Handys oder Ähnliches gab es in der Form damals ja noch nicht), weshalb mir dieses Gespräch erhalten geblieben ist. Zum Glück tippte ich die Aufnahmen auf meiner Schreibmaschine ab. Denn ein paar Wochen später gerieten die Bänder in die Fänge meiner beiden Katzen (Rock und Roll), als ich außer Haus war. Sie haben die Tonbänder restlos zerpflückt und zerstört. Da war nichts mehr zu retten. Was habe ich mich geärgert. Aber wenigstens habe ich ja noch die Abschrift und meine Erinnerungen. Überdies bat mich Elvis damals darum, die Tonträger niemals zu veröffentlichen, da hierauf einige Details zu hören sind, die für die Öffentlichkeit nicht geeignet sind. Ich versprach es ihm - er vertraut mir. Zudem - meiner hiesigen Abschrift, wie sie Elvis persönlich autorisierte, wird mir ohnehin niemand Glauben schenken wollen. Oder etwa doch?

Warum ich mich aber durchgerungen habe, es doch noch zu veröffentlichen? Der Leser wird es am Ende wissen.

Im Folgenden nun das Transkript von dem Gespräch [übersetzt in die deutsche Sprache und vom Sprachfluss her angepasst], so wie es auf der Aufnahme damals zu hören war - unkenntlich gemacht aber die Passagen, die zu sensibel sind. Obgleich ein Transkript, notiere ich zu Gunsten eines flüssigeren Lesens nicht die charakteristische Redeweise von Elvis: manchmal, wenn er anhebt, etwas zu sagen, sein Typisches: W W W Well oder O O O Okay ...! Der kundige Löser möge es mit seinem inneren Ohr hören.

An einigen Stellen füge ich in den eckigen Klammern entweder Anmerkungen zu dem Tonband ein - hin und wieder aber auch kurze Informationen für den unkundigen Leser.


Legende Personen:

EP = Elvis Presley
MR = Medardon R.
JO = Joe Esposito
MX = Maria X [Nachname aus Sicherheitsgründen nicht genannt.]

EP: [Lacht herzhaft] ... Was hatten wir damals einen Spaß zusammen. My boy, my boy!
MR: [Lacht] ... Oh ja und wie. Erinnerst du dich noch an das Gesicht von dem Barkeeper, als du ihm sagtest ...!
EP: [Lacht und verschluckt sich an seinem Getränk - hustet] ... Der hat mir das in der Tat abgekauft, dass bei meinem nächsten Konzert Jesus leibhaftig auf der Bühne erscheint.
MR: Oh ja - war der leichtgläubig.
EP: Da siehst du es mal wieder. Die Leute haben mich derart überhöht, dass ich denen das Blaue vom Himmel versprechen konnte.
MR: Naja - verärgert war er dann aber schon, als ich ihm gesteckt habe, dass du ihn - wie sagt ihr - Keep him on your arms?
EP: [Lacht laut] ... Pardon? Was meinst du?
MR: Na du weißt schon - mit jemandem Scherze machen.
EP: Lead on?
MR: Genau - in Deutsch sagen wir ‚Auf den Arm nehmen‘.
EP: [Lacht und spricht Deutsch mit Akzent] ... Auf den Arm nehmen. Boy oh Boy. Germany - war das eine Zeit. [Singt] Musi denn, Musi denn, zum Städtele hinaus - [Lacht] Heidelbörg, Munchen - wollte ich zu gerne mal wieder sehen.
MR: Was hindert dich daran? Du kannst mich dann auch gerne in Berlin besuchen kommen!
EP: [Schweigt für kurze Zeit - ich erinnere mich, dass er mit Blick nach innen schaute] ... Zu kompliziert, du verstehst!
MR: Durchaus!

[Wir schweigen für ca. drei Minuten.]
[Elvis steht auf und begibt sich an sein Klavier. Er spielt ein paar Gospels - leise - für etwa fünfzehn Minuten - hin und wieder singt er eine Strophe oder den Refrain.]

EP: [Setzt sich wieder zu mir. Atmet einmal schwer ein und aus] ... Was hätte ich darum gegeben, ein ganzes Konzert nur Gospels zu singen. Nur ein einziges verfluchtes Konzert. Aber der Colonel [Tom Parker, Manager], dieser [unverständlich]. Aber egal.
MR: Deine Fans hätten es geliebt. Sie hätten dich dafür geliebt.
EP: Denkst du?
MR: Ja. Ganz sicher.
EP: [Schweigt erneut.]

[Ich erinnere mich, dass er wie gewohnt mit dem Ring an seiner linken Hand spielte. Das rechte Bein über Kreuz, seine Ellenbogen angewinkelt auf den Armlehnen, mit der rechten Hand den Ring am linken Ringfinger fortwährend drehend. Den Kopf hielt er leicht geneigt, Blick nach innen gerichtet. Ich weiß noch, wie ich ihn mir so besah und mir dachte, wie unsagbar gut und gesund er aussieht. Wie zu seinen besten Zeiten. In seinem Wesen gefasster und um ein Vielfaches ruhiger und reifer als früher.]

EP: Medic [so nennt er mich] ... Was denkst du? War es ein Fehler von mir, es zu tun?
MR: Du meinst ...! Wieso fragst du?
EP: Ich meine - schau dich um. Keine zehn Jahre - und die Welt hat sich so krass verändert. Die Russen in Afghanistan, Mount St. Hellen, Tschernobyl vor ein paar Monaten, die Attentate auf den Papst und den Präsidenten. [Lacht leise] ... Hätte ich gewusst, dass Schauspieler Präsident werden können, hätte ich mich zur Wahl gestellt. Aber Reagan? Andererseits sind sie ja alle ohne hin nur Marionetten. [Lacht. Ich erinnere mich, dass er den Kopf ungläubig schüttelte.] Außer Kennedy. Zum Wohl. [Er hebt sein Glas in die Luft und prostet mir zu. Ich erwidere gleichermaßen.]
MR: Auf Kennedy. Ja, die Welt hat nicht aufgehört, sich zu drehen. Du fragtest, ob du es besser hättest nicht machen sollen. Aber da fragst du den Falschen. Zum einen bist du mir deine Geschichte weiterhin schuldig. Zum anderen bin ich immer noch ein wenig geschockt von dem Moment gestern, als du mich angerufen hast. Hello Medic, my friend. It‘s me. [Lacht] Ich dachte, da will sich einer meiner Freunde einen echt bösen Scherz mit mir erlauben. Aber irgendwie spürte ich es sofort, dass du es bist. Und jetzt sitze ich dir gegenüber, wundere mich, freue mich - aber ich habe selber tausend Fragen, die ich dir stellen will.
EP: All right then. Dann frage.
MR: Nix da. Erzähl sie mir einfach, deine Geschichte. Ich meine - Elvis. Ich habe damals an deinem Sarg gestanden. Deinen Leichnam gesehen. Ich habe mir die Augen wund geheult, wie all die anderen. Ich konnte, nein wollte Nächte lang nicht schlafen, weil ich wie jeder andere ebenso dachte, du seist gestorben. Wie um alles in der Welt hast du das gemacht?
EP: [Schmunzelt] ... Well, well, well. Zu aller erst. Ich hatte mit alle dem nicht das Geringste zu tun. Hm! Wo fange ich am besten an? In der Nacht zum 16. August kam ich etwa gegen ein Uhr morgens zurück nach Hause. Zusammen mit Ginger [seine damalige Freundin], Nick [sein Doktor - Dr. George Nichopolous] und Joe [Esposito, Road Manager und Freund].
MR: Vom Zahnarzt. Richtig?
EP: Rubbish. Vergess alles, was du je über diesen Tag gehört hast. Well, fast alles. Ich war bei der DEA meinen Bericht abgeben und um neue Instruktionen für meine kommende Tour zu erhalten. Du weißt ja, tags darauf sollte die nächste Tour beginnen.



[Elvis wurde auf eigenen Wunsch hin von President Nixon zum Agenten der DEA ernannt - die US Vollstreckungsbehörde für Drogendelikte. Hiermit war er ein Staatsbediensteter, ein Special Agent, und führte hin und wieder Aufträge für die DEA aus.]

MR: Verstehe. DEA. Deshalb trugst du auch den DEA Jogging Anzug, wie er auf dem letzten Foto von dir im Auto zu sehen ist?
EP: Correct. So - wir also kamen zurück nach Graceland. Machten Musik, feierten ein wenig, spielten Racquetball zusammen mit Billy [Smith, sein Cousin] und Jo [Billys Ehefrau].
MR: Das ist mir bekannt aus der offiziellen Geschichte.
EP: Right. Aber alles, was danach kam ... [Lacht]. Früh am Morgen zogen wir uns alle zum Schlafen zurück. Ginger war bereits im Schlafzimmer, als ich einen Telefonanruf erhielt. Dieser Anruf veränderte mein ganzes Leben. Es war Agent XXX [Name darf aus Geheimhaltungsgründen nicht genannt werden] von einer DEA-Spezialeinheit. Er rief mich aus Argentinien an. Maria [damalige FBI Agentin - heute nicht mehr aktiv] war bei einem Einsatz in Buenos Aires schwer verwundet worden. Sie geriet in eine Schießerei. Bevor sie ins Koma fiel, bat sie darum, dass ich zu ihr komme. Aber das hätte sie nicht sagen müssen. Ich hätte ohnehin alles stehen und liegen lassen und wäre zu ihr geflogen.
MR: Maria? War sie etwa die ominöse Unbekannte, die du uns andauernd verheimlicht hast? Die es angeblich nie gab?
EP: Well done, Medic. Du sagst es.
MR: Wie und wo habt ihr euch kennen gelernt?
EP: Lange Geschichte. Ein anderes Mal. Aber kurz gesagt - es war 1973 auf Hawaii. Als ich sie sah, war es um mich geschehen.
MR: Während deiner Aloha-Show?
EP: Richtig. Maria leitete das Team, das das FBI dort zu meinem Personenschutz abkommandiert hatte. Du weißt - wegen diesem Verrückten, der mir nachstellte und mir drohte, mich zu erschießen.
MR: Ich erinnere mich.
EP: Well. Da kam also der Anruf von dem Agenten und ich dachte nur noch daran, nach Argentinien zu Maria zu fliegen. Ich habe nicht einmal meinen Koffer gepackt. Ich rief Scott an und sagte: Portland fällt aus - komm sofort hier her.

[Am 17.8.1977 begann in Portland seine nächste Tour.]

[Anmerkung für den unkundigen Leser: Scott McMellon war der geheim gehaltene Doppelgänger von Elvis. Sie lernten sich vier Jahre zuvor kennen. Scott hatte ohnehin eine natürliche Ähnlichkeit mit Elvis. Ebenso dessen Statue. Den Rest erledigten drei chirurgische Eingriffe, die Scott auf Anweisung von Elvis hin in New York an seinem Gesicht hat vornehmen lassen. Zuletzt sahen sich beide in der Tat zum Verwechseln ähnlich. Nun gut - nicht unbedingt für seine Familie und Freunde. Aber für Außenstehende, die in ihm Elvis sehen wollten. Für sie war Scott Elvis. Scott kam immer dann zum Einsatz, wenn Elvis zum Beispiel ein Ablenkungsmanöver brauchte, um sich ungesehen von Fans und Reportern aus dem Staub machen zu können. Auch beherrschte er die Unterschrift von Elvis detailgetreu - wegen der Autogramme. Hin und wieder übernahm Scott auch eine Show, bei der der Gesang von Elvis von einem Tonband kam. Nach einigen Proben legte Scott zuletzt ein jedes Mal eine perfekte Show hin. Wenn er sprach und seine Stimme dabei ein wenig ‚verwässerte‘, klang er exakt wie Elvis.]

MR: Ah ja - Scott. Er sollte wieder einmal für dich einspringen.
EP: Well. Aber der verdammte Hurensohn weigerte sich, es zu tun.
MR: Aha? Wieso das?
EP: Weil ich ihn zuvor gefeuert habe.
MR: Echt jetzt? Ich meine, Scott war als dein Doppelgänger absolut perfekt. Außer deinen Freunden und der Familie fiel niemandem auf, wer er wirklich war. Obwohl. Ich erinnere mich, als er zum ersten Mal in unserer Runde auftauchte. Da haben wir alle gedacht, dass er du war. Wir wussten von ihm bis dahin noch nichts.
EP: [Lacht] Ja, ich erinnere mich. Das war lustig.
MR: Wieso aber hast du ihn gefeuert?
EP: Well. Als er so Fett wurde, war er nicht mehr tragbar.
MR: Ja, da stimme ich dir zu. Und? Konntest du ihn dazu überreden, die Portland-Shows zu machen?
EP: [Lacht] ... Ich schrie in den Hörer: Du [PIIIIIIEP] beweg deinen aufgeblähten Fressarsch hierher. Ansonsten komme ich vorbei und schlage dir deine fette Visage zu Brei. Danach hörte er nur noch das Klicken von meinem Revolver. Das hat gewirkt. [Lacht] Dreißig Minuten später war er da. Gerade Zeit genug, mich umzuziehen und mich als Jon Burrows zu verkleiden.

[Jon Burrows: sein Pseudonym, unter dem Elvis verdeckt für die DEA und das FBI arbeitete. Seine ‚Verkleidung‘ hingegen war nicht wirklich originell aber wirkungsvoll: Vollbart, Perücke, unauffällige Kleidung.]

EP: Auf die Schnelle instruierte ich Scott, was er zu tun habe. Er sollte den Colonel anrufen, Joe und Charlie [Hodge] aufwecken und sie alle darüber in Kenntnis setzen, dass ich untertauchen müsse. Vor allem sollte er Ginger nach Hause schicken und ihr nachdrücklich genauestens erklären, dass sie sich nicht verplappern darf.


MR: Ha. Ginger war ja echt süß. Aber auch ein wenig naiv. Ich lernte sie später noch kennen.
EP: Und?
MR: Und was?
EP: [Lacht und macht eine eindeutige Geste mit Hand auf Faust] ... Habt ihr?
MR: Das ist nicht fein, so was zu fragen. Aber ja. Nun erzähl weiter. [Lacht]
EP: [Lacht] ... Well. Scott versicherte mir, dass er unsere Absprachen einhalte und sich nicht mehr daneben benehme. Ich vertraute ihm. Vor allem, weil er in den letzten zwei Monaten hart trainiert zu haben schien und seine Funde verloren hatte. Ich schaute ihm noch einmal eindringlich in die Augen, nahm ihn freundschaftlich in den Arm, drehte mich um und ging zielstrebig hinters Haus zum Helikopter. Ich flog zum Flughafen und bestieg dort den ersten Linienflug nach Buenos Aires. Den ganzen Flug über dachte ich nur an Maria. Ich machte mir entsetzliche Sorgen um sie. Als ich in Buenos Aires ankam, wurde ich von Agent XXX in Empfang genommen. Auf abenteuerlichen Wegen fuhren wir hinaus aus der Stadt. Es dauerte etwa drei Stunden, bis wir das Lazarett erreichten, in dem Maria behandelt wurde. Es war weit außerhalb gelegen - in einem kleinen Ort. Primitiv aber gut genug ausgerüstet, auf dass sie dort eine gute Behandlung erhielt.
MR: Wieso wurde sie nicht in einem richtigen Krankenhaus behandelt? Ich meine, wenn es ihr doch so schlecht ging?
EP: Es diente ihrem Schutz. Du musst wissen, dass die ■■■ [Drogenmaffia] ihr auf den Fersen war. Sie wusste bereits zu viel. Well. Es hatte sie schwer erwischt. Ein Schuss verfehlte um Haaresbreite ihre Lunge und traf sie links oberhalb. Hierdurch hatte die Lunge einen leichten Riss. Sie hatte verdammtes Glück. Zwei Finger tiefer und sie hätte es nicht geschafft. Eine weitere Kugel zersplitterte ihr den linken Ellenbogen. Ihr Gesicht war grün und blau geschwollen - die Kerle hatten sie brutal zusammengeschlagen, nachdem sie sie entführten und Maria ihre Informationen nicht rausrückte. Dann aber konnte sie sich in einem kurzen unbeobachteten Moment befreien, kam an eine Pistole und eine Kalaschnikow sowie Munition. Sie lieferte sich einen harten Schusswechsel, als sie dann angeschossen wurde. Agent XXX kam ihr mit seinen Leuten in letzter Sekunde zu Hilfe. Wären die nicht aufgetaucht, Maria hätte es nicht überlebt. Schwer verwundet schaffte er sie dann in das Lazarett. Maria wusste, dass ihre Überlebenschancen auf Null gingen. Bevor sie das Bewusstsein verlor, röchelte sie mehrmals: ‚Tiger, Tiger, Tiger!‘ Agent XXX wusste, dass sie mich damit meinte. Also rief er mich an. Und da war ich.
MR: Hast du sie geliebt?
EP: [Lacht] ... Hast? Ich liebe sie noch immer. Du wirst sie nachher kennenlernen.
MR: Das heißt, sie hat überlebt.
EP: Correct. Aber es stand nicht gut um sie. Ab dem ersten Moment, als ich das Krankenzimmer betrat, blieb ich an ihrer Seite. Sie war zwar im Koma. Aber ich redete mit ihr, sang leise einige ihrer Lieblingslieder, las ihr aus einem Buch vor. Hauptsache, sie sollte spüren, dass ich bei ihr war, ich ihr nahe war. Ich betete ohne Unterlass. Am zweiten Tag setzte ihr Herz aus. Panisch rief ich den Arzt. Sofort begann er mit CPR [Wiederbelebung]. Aber sie kam nicht zurück. Nach drei Minuten schaute mich der Arzt an. Schweigend wollte er mir zu verstehen geben, dass sie gegangen sei. Das aber ließ ich nicht zu, weshalb ich die Reanimation fortführte. Eins, zwei, drei - Herzmassage, Beatmung, MARIA, rief ich sie. Ich schaute verzweifelt nach oben und brüllte: JESUS, NUN MACH SCHON! Da kam sie zurück. Sie atmete tief ein. Ihr Herz schlug wieder. Langsam öffnete sie ihre Augen. Als sie mich sah - sie lächelte, hob schwach ihren Arm, streichelte mir über die Wange und sagte: ‚Tiger.‘ Ich weinte. Vor Erleichterung. Weil ich sie doch so sehr liebe.
MR: Wow. Du hast ihr das Leben gerettet.
EP: [Lacht] ... Ja. Aber nicht nur ich.
MR: Aha. Wer noch?
EP: Später, Medic. Ich denke, dass soll dir Maria nachher selbst erzählen. Obwohl ich sie oft danach fragte, hat sie es mir erst vor Kurzem erzählt. Das ist auch einer der Gründe, weshalb du jetzt hier bist und ich dich ins Vertrauen ziehe.
MR: Du machst mich neugierig. Da bin ich gespannt.
EP: [Lacht] ... Ja, das darfst du auch sein. Jetzt aber weiter in der Geschichte. Es stand weiterhin schlecht um Maria. Sie fiel erneut in ein Koma, aber sie blieb. Die nächsten drei Tage wachte ich weiterhin an ihrer Seite. Ich habe kaum geschlafen und die Welt um mich herum vergessen. Ich sah nur noch sie. Immerzu habe ich gebetet. Dann endlich, am fünften Tag, wachte sie auf. Das erste, was sie sagte, war: ‚Tiger. Ich habe gespürt, dass du da bist. Ich habe dich gehört. Deine Gebete, deine Stimme, wenn du gesungen hast, wenn du geweint hast. I Love you. Jetzt geh dich duschen.‘
MR: Bitte? Duschen?
EP: [Lacht herzhaft] ... Fünf Tage ... das ist zu riechen ... [Lacht].
MR: [Lacht] ... Verstehe. Was man für die Liebe nicht alles opfert.
EP: [Lacht] ... Well. Später versicherte mir der Arzt, dass sie über dem Berg war. Sie würde wieder gesund werden. Ich atmete auf und dankte Jesus, dass er meine Gebete erhört hat.
MR: Puh. Heftige Geschichte. Aber jetzt wundere ich mich schon ein wenig. Insgesamt fünf Tage saßt du bei ihr am Bett? Was war derweil mit ...?
EP: [Lacht] ... Ich weiß, was du fragen willst. Hör zu, mein Freund. Als ich wusste, dass Maria es schaffen wird, ging ich duschen ... [Lacht] ... und danach sofort zum Telefon. Ich rief Dad an. Ich wollte ihm mitteilen, dass alles gut sei und er dem Colonel ausrichten möge, dass ich am kommenden Tag nach Hartford flöge, um dort meine Show zu machen. Aber so weit kam ich erst gar nicht. Als Dad am Apparat war, sagte ich: ‚Dad, it‘s me. Listen ...!‘ Da brüllte er: ‚Du verfluchter Bastard. Hast du etwa keinen Respekt?‘ Dann knallte er den Hörer auf. Ich hörte nur das Besetztzeichen und wunderte mich. Also rief ich abermals an und sagte: ‚Dad!‘ Er aber brüllte erneut: ‚Noch ein Mal, und ich hetzte dir die Polizei mit all ihren Bluthunden auf den Hals!‘ Bang. Abermals knallte er den Hörer auf. Also rief ich erneut an. Diesmal ging meine Lisa [Marie, Tochter, damals 9 Jahre] ans Telefon. ‚Hi Sweetheart. It‘s me!‘ Mit ihrer süßen Stimme fragte sie nur: ‚Daddy?‘ Dann begann sie zu weinen und schluchzte: ‚Mami sagt, du seist tot!‘ Ich lachte und versicherte ihr, dass es mir gut ginge. Dann bat ich sie, Cilla [Priscilla, Exfrau von Elvis und Mutter von Lisa] ans Telefon zu holen. ‚Mami, Mami‘, hörte ich die Kleine vergnügt rufen. ‚Daddy ist am Telefon!.‘ Mein Vater schimpfte: ‚Ist das etwa schon wieder dieser Bastard? Na warte!‘ Cilla kam ihm aber zuvor, nahm den Hörer in die Hand und sagte: ‚Wer immer sie auch sind. Bitte hören sie auf, uns zu belästigen. Besitzen sie etwa keinen Anstand? Sie haben mich verstanden!‘ Ich aber sogleich: ‚Cilla. Was verdammt noch mal geht da bei euch vor?‘
MR: Moment mal. Du hattest keine Ahnung?
EP: Woher auch. Ich war mitten in der Provinz. In Argentinien ist es nicht wie bei uns hier in den Staaten. Dort, wo ich mich aufhielt, gab es weder Radio noch TV. Und die Nachrichten erfährst du dort in der Regel eine Woche später, wenn überhaupt.
MR: Oha.
EP: [Lacht] ... Oha. Right. Jedenfalls. Als ich Cilla so eindringlich fragte, was vorgefallen sei ... sie schwieg für kurze Momente. Dann fragte sie mit ungläubiger Stimme: ‚Elvis?‘ Ich lachte: ‚Nein, Santa Claus. Natürlich bin ich es. Was soll die dumme Frage?‘ Erneut sagte sie nichts. Dann stotterte sie: ‚Wir ... wir ... ha ... haben dich vor zwei Tagen begraben. Wo bist du?‘
MR: Stopp. Das heißt, was auch immer in Memphis vorgefallen ist. Du wachtest die ganze Zeit am Bett von Maria und hast nicht im Geringsten mitbekommen, dass die gesamte Welt um dich getrauert hat?
EP: [Lacht] ... Du hast es erfasst.
MR: Und was war mit dem Agenten - dem FBI oder der DEA? Wussten die nicht, wo du warst?
EP: Nein. Marias Aufenthaltsort musste geheim bleiben. Somit auch meine Anwesenheit. Es bestand der berechtigte Verdacht, dass es in Washington einen Maulwurf gab.
MR: Ich verstehe. Aber was war nun in Memphis geschehen?
EP: Well. Ich fragte Cilla, ob Scott meine Anweisungen nicht ausgeführt habe. Er sollte doch alle darüber informieren, dass ich für ein paar Tage untertauchen musste. Sie aber sagte nur, dass sie nicht wüsste, wo Scott sei. Niemand habe ihn in den letzten Tagen gesehen. ‚Dieser verdammte Hurensohn‘, schimpfte ich in das Telefon, ‚Er hat es mir versprochen. Wenn ich den in die Finger kriege.‘ Cilla aber fragte, nein, vielmehr schimpfte sie: ‚ELVIS. Hast du nicht gehört, was ich sagte? Wir haben dich vor zwei Tagen beerdigt!‘ Jetzt erst realisierte ich es. Bis dahin dachte ich, die machten alle nur einen dummen Scherz mit mir - waren wütend auf mich. Vermutlich, weil Scott abgetaucht sei und ich nicht in Portland war. Ich fragte sie: ‚Was meinst du mit beerdigt?‘ Sie schimpfte: ‚Dass, was es heißt, du Leiche. Die ganze Welt trauert um dich. Du bis Tod. Wo verdammt noch mal bist du?‘
MR: Okay. Verstehe. Nein - ich verstehe gar nichts. Was ist da abgelaufen in Memphis?
EP: Das fragte ich sie auch. Cilla versuchte, mir es zu erklären. Es gelang ihr aber nicht, weil sie nur am Rumstammeln war. Aus dem, was sie sagte, wurde ich nicht wirklich schlau. Aber es gereichte mir, um zu begreifen, dass die Lage ernst war. Ich sagte ihr, ich würde sofort zurückkommen und legte auf. Wie mir meine Leute später berichteten, ging, nein vielmehr schlich Cilla auf wackeligen Knien zurück ins Wohnzimmer. Dort waren sie alle beisammen. Sie sagte nur: ‚Ich habe eben mit ihm gesprochen. Er kommt her.‘ Joe fragte: ‚Mit wem?‘ ‚Elvis‘, antwortete Cilla. An ihrem starren Gesichtsausdruck erkannten sie alle, dass Cilla keinen Witz machte. [Lacht] ... Joe soll dagestanden haben und ihm lief der Scotch aus seinem offenen Mund. [Lacht] ... Das hätte ich zu gerne gesehen. [Lacht] ... Nachdem ich mich vergewissern konnte, dass Maria außer Gefahr und in Sicherheit war, flog ich zurück, maskiert als Jon Burrows. Als ich nach Graceland kam und vor meinen Freunden und meiner Familie stand, staunten mich alle an. [Lacht] ... Anscheinend dachten sie, ich sei von den Toten auferstanden. Wie Jesus [Lacht]. Es brauchte eine Zeit, bis wir herausfanden, was vorgefallen sein muss. Well. Nachdem ich mich von Scott verabschiedet hatte und zum Flughafen flog, war das Erste, was der Mistkerl machte, nicht den Colonel anzurufen, sondern sich bei Nick ein paar Tabletten Codein auf meinen Namen zu bestellen. Der Bastard hat mir all die Jahre verschwiegen, dass er Herzprobleme hatte. Jedenfalls. Nick war nicht da - Scott sprach mit Tish [Henley, Angestellte von Dr. Nick] - Sie ließ ihm die Tabletten zukommen, in der Annahme, sie habe zuvor mit mir telefoniert. Und als wäre dies nicht bereits genug, ließ sich dieser Hundskerl von einem Boten zum Hintereingang noch ein Päckchen liefern. Natürlich auch auf meinen Namen. Später fanden wir heraus, was sich in dem Päckchen befand. Hunderte Tabletten Percodan und Dilaudid [Schmerzmittel], Amytal und Quaalud [Beruhigungsmittel], sowie Dexadrine und Biphetamin [Aufputschdrogen]. Er begab sich danach durch den Flureingang in mein Badezimmer. Dort musste er meinen Pyjama gesehen haben, den er sich anzog. Frag nicht warum. Vermutlich wollte er sich wie ich fühlen. Oder er hatte vor, mit Ginger ... na du weißt schon. Jedenfalls, der Tablettencocktail, den er sich einwarf, schien Scott den Rest gegeben zu haben, als er diese in meinem Badezimmer zu sich genommen hat. Zu dieser Zeit, es wird so gegen zehn, halb elf Uhr morgens gewesen sein, schliefen alle noch im Haus. Ich denke, das war auch der Grund, weshalb niemand mitbekam, was hier vor sich ging. Sollte Scott um Hilfe gerufen haben, wird es niemand gehört haben. Ginger wachte gegen zwei Uhr mittags auf. Aber sie war noch ein wenig benommen wegen der Schlaftabletten, die sie zuvor eingenommen hatte. Einige Zeit später ging sie ins Badezimmer und sah mich, wie ich leblos auf dem Boden lag.
MR: Ich beginne, zu verstehen. Sie sah Scott.
EP: Scott. Du sagst es.
MR: Aber - Ginger kannte ihn. Es hätte ihr doch sofort auffallen müssen.
EP: Das fragte ich sie auch. Sie aber sagte mir, sie sei wegen der Schlaftabletten noch derart benommen gewesen. Ihr war schwindelig, sie hatte Kopfschmerzen, leichte Sehstörungen. Du musst nur eins und eins zusammenzählen. Sie dachte wirklich, ich habe dort gelegen. Vor allem - Scott musste zu diesem Zeitpunkt seit etwa fünf Stunden tot gewesen sein. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Er lag, wie es auch in der offiziellen Geschichte heißt, auf dem Boden - zusammengekrümmt und mit dem Gesicht auf dem Boden. Daher konnte Ginger ihn auch nicht bewegen, sprich auf den Rücken drehen und strecken. Hätte sie es gekonnt, vermutlich hätte sie Scott erkannt. Hier also kam alles zusammen. Ihre Benommenheit, der verkrampfte starre Leib von Scott, das Adrenalin, die Panik. Sie rief sogleich nach Charlie und Joe. Auch die beiden gerieten unter Stress, als sie Ginger panisch rufen hörten: ‚Kommt sofort her. Elvis liegt Tod im Bad.‘ Weil alle nicht wussten, dass ich nach Argentinien geflogen war und in Unkenntnis darüber, dass Scott im Haus war, gingen sie in ihrer Panik ebenso davon aus, dass dieser leblose Körper in meinem Badezimmer ich war. Keine drei Minuten später waren die Sanitäter vor Ort und der Schlammassel gewann an Dimensionen. Sie versuchten Scott wiederzubeleben. Erfolglos. Mein Vater und Nick kamen hinzu. Aber sie wurden von dem einen Sanitäter zurückgehalten, damit der andere an meinem vermeintlich toten Leib arbeiten konnte. Im Grunde wussten die Sanitäter, dass alle Hilfe zu spät kam. Dennoch schafften sie Scott auf die Trage und rasten zum Baptist [Memorial Hospital]. Dad selbst brachte es nicht fertig, ins Krankenhaus zu fahren. Du weißt ja, sein Herz. Der Doc blieb bei ihm. Für den Fall, dass Dad Hilfe bräuchte.
MR: Sicher. Und dann?
EP: Sie brachten Scott ins Baptist. Die Ärzte und Schwestern dort dachten auch, sie hätten Elvis Presley vor sich. Aber sie konnten nur noch meinen, nun Scotts Tod feststellen.
MR: Woran ist er gestorben?
EP: An einem verdammten Herzinfarkt infolge der Tabletteneinnahme.
MR: Okay. Ich verstehe. Ginger war nicht ganz bei sich, weshalb sie den toten Scott für dich hielt. Kann ja passieren. Und von den Sanitätern bis zu den Ärzten gingen alle davon aus, dass sie den echten Elvis vor sich hatten. Kein Wunder bei der Ähnlichkeit. Die Menschen sehen immer nur das, was sie glauben zu sehen. War demnach alles nur ein Missverständnis. Aber mal ehrlich. Bei der ersten Leichenbeschau hätte es doch deinem Dad, Joe, Charlie oder sonst wem aus deinem Kreis auffallen müssen, dass es sich nicht um dich handelte.
EP: [Lacht] ... Das war Larry [Geller, Friseur von Elvis und spiritueller Begleiter] zu verdanken. Er war der Erste von meinem Kreis, der Scott nach der Autopsie am Abend zu Gesicht bekam. Die Ärzte sagten, er solle sich nicht erschrecken, wenn er meinen Leichnam zu sehen bekäme. Nach der Obduktion und dem, was ich in meinem Todeskampf vermutlich durchgemacht haben müsse, wäre mein Gesicht sehr entstellt. Hiervon ausgehend beurteilte Larry dann auch meine vermeintlich unnatürliche Erscheinung, weshalb es keinen Zweifel in ihm weckte. Er aber sagte mir damals, dass er sich sehr erschreckt habe, als er mich unter Tränen zu sehen bekam. Nun, als er dachte, er sähe mich. Die ganze Nacht über hat er dann an dem Gesicht von Scott gearbeitet, um es wieder würdevoll zu machen. Jeder meiner Leute versicherte mir, als sie den toten Scott tags darauf im Sarg liegen sahen, dass er zu einhundert Prozent wie ich aussah. Wenn auch mehr, wie in den sechziger Jahren. Abgesehen von der Nase, die durch den Druck, als er sterbend und später tot auf dem Boden lag, nicht mehr so spitz war. Eher knubbelig. Egal - Larry hatte ganze Arbeit geleistet.


MR: Das kann ich bestätigen. Ich stand an dem Sarg und sah diesen Leichnam. Mit meinen verheulten Augen. Ich denke, das kam noch dazu. Aber ja. Auch ich dachte, wie all die anderen, du lägest da. Sicher habe ich mich darüber gewundert, als dein vermeintlich toter Körper begann zu schwitzen. Larry erklärte mir aber hernach, dass es sich hierbei nur um das Make-up und die Hautöle handelte, die mit der schwülwarmen Luft begannen, zu reagieren. Es war ja auch verdammt heiß an dem Tag. Da konnte die Kühlanlage in dem Sarg nicht mithalten. Wegen der Hitze und der Reaktion löste sich auch eine der Koteletten, die Larry angeheftet hatte. Er sagte, die Ärzte mussten die echten Koteletten bei der Obduktion abrasieren.
EP: Well. Nun weißt du, weshalb bis dahin keiner meiner Leute auch nur den geringsten Verdacht geschöpft hatte. Sie wussten nicht, dass ich in Argentinien war und Scott wieder eingestellt hatte.
MR: Heftig. Aber worüber ich mich in all den Jahren danach schon ein wenig gewundert habe, war die Tatsache, dass es deine Familie so eilig damit hatte, dich zu beerdigen. Ich meine, hätten sie sich nicht wenigstens eine Woche Zeit nehmen können, wie es üblich ist? Anstelle dessen wurdest du bereits - nun Scott - zwei Tage nach deinem vermeintlichen Tod beerdigt. Das war schon recht schnell und ungewöhnlich. Findest du nicht auch?
EP: Das war den Umständen geschuldet. Es war der Bürgermeister, der eben hierum bat, die Beerdigung sogleich zu vollziehen. Ich weiß nicht, ob du es damals mitbekommen hattest. In Memphis fand zu diesen Tagen ein Weltkongress der Freimaurer statt. Über eintausend Vollpfosten aus der ganzen Welt waren mit ihrem Anhang Vorort. Die Hotels alle ausgebucht. Und nun strömten wegen meines vermeintlichen Todes hunderttausende Menschen nach Memphis. Die Stadt lief Gefahr, zu ersticken. Bevor der Kollaps drohte, bat der Bürgermeister darum, mich so schnell wie nur irgend möglich unter die Erde zu bringen und den Spuk zu beenden .
MR: Verstehe. Nun aber mal die eigentlich entscheidende Frage. Zuletzt war alles nur ein echt blödes Missverständnis. Was du leicht hättest aufklären können.
EP: [Lacht] ... Well, well, well. Das wollte ich auch. Nachdem mir meine Leute alles, was vorgefallen war, erzählt hatten, und wir uns die Zusammenhänge erklären konnten, wollte ich sogleich eine Pressemeldung verfassen. Ich setzte mich mit Joe zusammen. Doch recht schnell begriff ich, auf welch unüberwindbare Hürden wir stießen.
MR: Die da waren?
EP: Zuerst hätte ich eine Geschichte gebraucht, die aussagt, wo ich zu dieser Zeit gewesen sei und weshalb ich verhindert war, einzuschreiten. Über Maria und meine Verwicklungen mit der DEA hätte ich zum Schutz von Maria kein Sterbenswörtchen verlieren dürfen. Aber selbst wenn ich eine glaubhafte Geschichte hätte entwickeln können, waren da noch immer die Meldungen über die Leute in der ganzen Welt, die sich wegen meines angeblichen Todes das Leben genommen hatten. Das war ein Schlag in mein Herz. Das kannst du mir glauben. Es tat so unglaublich weh. Was hätte ich deren Mütter sagen sollen? Tut mir leid, war alles nur ein Missverständnis?
MR: Ja, das war heftig damals.
EP: Yes, my friend. Glaube mir. Ich hatte lange damit zu kämpfen. Ebenso mit dem Tod der zwei jungen Damen, die in der Nacht zum 18. August vor meinem Grundstück von diesem besoffenen Typen zu Tode gefahren wurden. Das war ein weiterer Schlag in mein Herz. Als ich mir all das vor Augen geführt habe - ich sah die trauernden Mütter der beiden Frauen vor meinem geistigen Auge - ich erkannte, dass es kein zurück mehr gab. Überdies waren da all die unzähligen Menschen - in Memphis, auf der ganzen Welt. Sie alle hatten furchtbare Tage der Trauer durchgemacht. Wie sollten sie sich vorkommen, wenn sie erkennen, dass im Grunde mit ihren aufrechten Gefühlen gespielt wurde? Missverständnis hin oder her. Elvis Presley war Tod. Und so musste es zuletzt auch bleiben.
MR: Verdammt.
EP: Verdammt.

[Elvis steht auf und verlässt den Raum. Ich erinnere mich, dass er Tränen in den Augen hat. Es ist ihm anzusehen, dass es ihn noch immer beschäftigt, gar sehr belastet. Kein Wunder, wenn Menschen wegen ihm starben.]

[Mir bleibt nicht viel Zeit, all das, was mir Elvis zuvor erzählte, zu verarbeiten. Denn drei Minuten später betritt Joe den Raum.]

JO: [Lacht und freut sich] ... Medardon. Was für eine Freude. Ich wusste ja nicht, dass du hier bist. Toll.
MR: Joe. Ist lange her. Ich freue mich auch, dich wiederzusehen.
[Wir umarmen uns zur Begrüßung.]
JO: Hat er sich also endlich dazu durchgerungen, dich einzuweihen.
MR: Endlich?
JO: Ja. Was denkst du, wie oft ich auf ihn eingeredet habe, dich anzurufen.
MR: Aha?
JO: Nein, keine Sorge. Im Grunde wollte auch er es. Es ist nur ... er musste mit seinem neuen Leben erst einmal lernen klarzukommen. Da ist noch so einiges, was ihm auf der Seele liegt.
MR: Verstehe. Er erzählte mir zuvor von seiner Geschichte. Wie sich alles zugetragen hat und wie aus einem dummen Zufall bitterer Ernst wurde. Da können zehn Jahre nicht wirklich alle Wunden heilen.
JO: Deshalb ist es gut, dass du hier bist. Ich denke, er kann deine Hilfe gut gebrauchen. Es hat ihn damals hart getroffen. Aber mach dir bitte keine zu großen Sorgen. Hin und wieder brechen diese alten Wunden auf. Dann ist mit ihm kaum was anzufangen. Ich bin mir sicher, du kriegst das geregelt.
MR: Sicher, ich geb mein Bestes. Dennoch. Ich staune. Nicht nur darüber, dass er noch immer am Leben ist. Vielmehr, er sieht besser aus als je zuvor. Einfach blendend und gesund.
JO: [Lacht und stößt mir albernd den Ellenbogen in die Seite. Er zwinkert mit dem Auge] ... Maria.
MR: Ah - ich verstehe. Aber du, Joe. Wie geht‘s dir?
JO: Na wie soll es mir gehen? Blendend. Ich muss dir unbedingt von meinem heutigen ...!

[An dieser Stelle habe ich die Tonbandaufnahme für etwa zwanzig Minuten unterbrochen.]

MR: Wenn du gestattest? Aber das würde ich ab hier gerne aufnehmen.
JO: Nur zu. Wird ohnehin niemand zu hören bekommen. Habe ich recht? [Joe schaut mir eindringlich in die Augen.]
MR: Richtig. Also du sagtest, die DEA und das FBI haben euch darin unterstützt, Elvis untertauchen zu lassen.
JO: Ja. Du musst Folgendes wissen. Knapp vier Monate vor den Ereignissen um seinen vermeintlichen Tod erhielt Elvis in seiner Eigenschaft als DEA Special Agent von ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ folgende Information. ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. Darauf hin organisierte Elvis ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. Als er dann aber ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ Eine Millionen Dollar ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. Das ganze Drogensyndikat, dank Elvis, im Knast. Erfolg auf ganzer Linie. Daher konnte das FBI ihn in das Zeugenschutzprogramm aufnehmen.
MR: Krass. Und danach? Was geschah mit dem ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ und ■■■ ■■■ ■■■ ■■■? Wurden die etwa auch ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■? Oder wurden sie ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■?
JO: Teils ja, teils nein. Der ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ zum Beispiel - seine Leute nannten ihn ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ - er wurde ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ haben sie ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ und ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ging ■■■ ■■■ ■■■ ■■■.
MR: Heftig. Aber noch mal zurück zu ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. War das nicht gefährlich?
JO: Frag nicht wie. Was denkst du, wie wir auf Elvis eingeredet haben - dass er seine Finger davon lassen soll. Aber du kennst ihn ja. Er wurde wütend und schimpfte: Wenn nicht ich ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ stoppen werden, wird es keiner. Immerhin war der Typ für die Attentate auf ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ und ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ und ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ verantwortlich.
MR: Verantwortlich im Sinne von organisiert oder durchgeführt?
JO: Beides.
MR: Krass. Und woher wusste Elvis davon?
JO: ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. BANG. Da guckst du. Nicht wahr? [Lacht]
MR: PUH. Ich bin sprachlos. Hollywood könnte es nicht spannender erzählen. Aber was hat das Ganze jetzt mit dieser Maria zu tun? Du sagtest eingangs ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■!
JO: Maria ist, vielmehr war sie hierin die Schlüsselfigur. Seit ihrer Verletzung damals jedoch - aber auch, weil sie sich für die Sache mit Elvis und seinem angeblichen Tod mitverantwortlich fühlte, hat sie ihren Dienst quittiert. Zuvor jedoch war sie es, die dafür sorgte, dass ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ und der ■■■ ■■■ ■■■. Ich weiß zwar nicht, wie sie das zustande brachte, aber als sie ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ da ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. Und glaub nicht, das wäre reiner Zufall gewesen. In der besagten Nacht schlich sie sich in das Weiße Haus und ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■. Wäre sie nicht heldenhaft dazwischengegangen, Jimmy [Carter, damaliger US-Präsident] hätte es das Leben gekostet.
MR: Wenn ich es also richtig verstanden habe, dann waren sie und Elvis es, die ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■?
JO: Jepp. Aber wusstest du, dass die beiden ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■ ■■■!
MR: Jetzt mach aber mal eine Punkt, ja. Das glaubt dir keiner.
JO: Wenn ich es dir doch sage. Hochheiliges Memphis-Maffia [der Name von Elvis engstem Freundeskreis] Ehrenwort.
MR: Ich fasse es nicht. Das ist mehr, als nur eine Liebesgeschichte.
JO: Jedenfalls. All dies führte zu dem Zeugenschutzprogramm. Ohne diesem wäre es uns vermutlich niemals gelungen, Elvis untertauchen zu lassen. Obwohl ... [Lacht] - die Leute vom FBI haben ganz schön gestöhnt. In Anbetracht der Herausforderung, dass sie eine derart prominente Person wie Elvis in ihr Programm mit aufnehmen mussten. War nicht leicht, ein so bekanntes Gesicht zu verstecken. Überdies, weil ... [Lacht] ... du kennst ihn ja. Auch heute noch ist er nicht leicht zu kontrollieren. Drei Mal bereits wäre seine Tarnung beinahe aufgeflogen. Wäre nicht Maria da gewesen, die es in letzter Sekunde zu verhindern wusste. Ja, wir haben weiterhin viel Spaß miteinander. Dahingehend hat sich nicht viel verändert.
MR: Dahingehend? Und was hat sich verändert?
JO: Er ist ruhiger und beherrschter als früher. Er rastet auch nicht mehr so aus, wie damals noch. Ich denke, seitdem dieser Druck seines Images nicht mehr auf ihm lastet, kommt er endlich dazu, sein Leben zu leben. Durchzuatmen. Und dann ist da ja noch Maria. Ihr hat er viel zu verdanken. Ich könnte dir jetzt viel über sie erzählen. Aber du wirst sie nachher ohnehin kennenlernen. Wenn du sie siehst, dann erübrigen sich deine restlichen Fragen.
MR: So beeindruckend?
JO: [Lacht] ... Atemnehmend. Aber jetzt ... komm mal mit. Ich will dir was zeigen. Du wirst Augen machen.

[Unterbrechung der Tonbandaufnahme für etwa eine Stunde.]

MR: ... beeindruckt. Aber jetzt mal Tacheles. Wofür braucht er so ein Tonstudio?
JO: Das soll er dir besser erklären. Aber sag - wie findest du die Aufnahmen? Du hast die ganze Zeit über kein Wort gesagt.
MR: Warum wohl! Ich bin sprachlos. Seine Stimme, die Songs und Arrangements. Hammer. Und das war echt der David Gilmour [Sänger und Gitarrist von Pink Floyd], der die Gitarre gespielt hat?
JO: Wenn ich es dir doch sage.
MR: Wow.

[Elvis und Maria betreten den Raum.]

EP: Medic ... ich darf dir Maria vorstellen.
MX: Ich grüße dich, Medic. Ich darf doch Medic zu dir sagen? Elvis hat mir schon viel von dir erzählt. Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen.

[Ich erinnere mich. Zu diesem Zeitpunkt saß ich wie angewurzelt in meinem Sessel, als sie auf mich zukam. Meine Freunde schauten mich vergnügt an. Ich aber bekam kein einziges Wort über die Lippen. Ebenso konnte ich mich zunächst nicht regen. Nie zuvor - auch nie danach - sah ich eine so umwerfend schöne Frau. Von ihr gehen ein Charisma und eine Grazie aus, ein Strahlen - unbeschreiblich. Jedoch darf ich nicht den geringsten Versuch unternehmen, sie zu beschreiben. Das könnte ihre Tarnung, die sie auch weiterhin aufrecht halten muss, gefährden. Dem Leser möchte ich versichern: Stelle dir die schönste Frau vor, die dir in den Sinn kommt, und potenziere dies nun mit unendlich. Und selbst das ist noch eine Untertreibung. Aber es ist nicht nur ihr Aussehen. Ihr ganzes Wesen ist atemnehmend und einfach nur zum Verlieben. Nun ja - das habe ich mich dann auch in sie. Aber sie war ja schon vergeben - an meinen Freund Elvis. Ja, die beiden gehören zusammen und passen zu einhundert Prozent zueinander. Kein Wunder. Der schönste Mann der Erde und die schönste Frau der Erde. Schmelz.]
[Gefühlte eintausend Jahre später.]
MR: He ... he ... hello Maria. Auch ich ... ich freue ... mich. Phhhhh.
EP, JO, MX: [Lachen laut und herzhaft.]
EP: Mach dich mal locker, mein Freund. Magst du ...!

[An dieser Stelle war das Band zu Ende. Ich bemerkte es erst eine knappe halbe Stunde später und legte ein neues Tonband ein.]

MR: Also gut. Zum Mitschreiben. Wenn ich euch richtig verstanden habe, wollt ihr mich beauftragen, dass ich Informationen streue, die den Mythos um Elvis‘ Weiterleben stärken? Wie stellt ihr euch das vor? Und wieso überhaupt das Ganze?

[Ich krame aus meiner Tasche einen Notizblock hervor. Wie ich es immer mache, wenn ich im Rahmen meiner Recherche oder bei Interviews an einem Buchprojekt oder Ähnlichem arbeite. Dann heißt es nur noch: Informationen konzentriert erfragen und sammeln. Zack, zack, zack!]

MX: Das Wie soll deine Aufgabe darstellen. Aber du willst wissen, weshalb? Ganz einfach. In den letzten Jahren sind uns einige hervorragende investigative Journalisten schon viel zu nahe gekommen. Sie stellten fest, dass es damals um Elvis Tod einige Ungereimtheiten und offene Fragen gab. Sie nahmen die Spur auf, stellten Fragen und fanden in der Tat einige wenige Antworten. An dir soll es sein, diese Spuren mit Informationen zu vermischen, die zuletzt nicht von der Wahrheit aber von der richtigen Spur ablenken. Du verstehst. Die Leute, die darum vermuten, dass Elvis noch lebt, werden nicht aufhören, zu wühlen. Also brauchen sie unbedeutendes Futter, was sie auf eine falsche Fährte locken wird. So einfach ist das.
EP: Well. Wenn ich mich noch einmal zu einem Comeback entschließen wollte, dann nicht, weil ich dazu gezwungen werde. Du verstehst?
MR: Comeback? Das wäre eine Sensation.
EP: [Lacht] ... Well, Medic. Machst du es?
MR: Sicher. Ich werde doch meine besten Freunde nicht im Stich lassen.
MX: Prima.
MR: Also gut. Wo fangen wir an? Was sind das für Ungereimtheiten, die die besagten Journalisten zusammengetragen haben?
EP: Well. Da ist einiges. Einer meiner Nachbarn zum Beispiel hat beobachtet, wie ich an meinem Todestag in den Helicopter stieg und davonflog. Auch scheint es Zeugen zu geben, die mich am Airport erkannt haben wollen, als ich das Flugzeug nach Argentinien bestieg. Die Journalisten haben sogar jemanden in Buenos Aires gefunden, der mich beim Verlassen der Ankunftshalle gesehen und erkannt haben will.
MR: Echt? Wie gesichert sind diese Zeugenaussagen?
EP: Keine Ahnung. Das musst du herausfinden.
MR: Verstehe. Und was gibt es noch?
EP: Das Interview von Joe und Charlie zusammen mit dem Arzt. Am Abend, als es hieß, ich sei gestorben.
MR: Aha. Was ist damit?
JO: Naja. Ich sagte, wir hätten Elvis leblos auf dem Bett gefunden. Kurze Zeit später aber kam die wahre Geschichte durch einen der Sanitäter ans Tageslicht.
MR: Verstehe. Aber wieso hast du da gelogen?
JO: Was denkst du? Wir waren da alle noch unter Schock. Und das Erste, was wir uns dachten, war, dass wir nicht wollten, dass die Fans zu hören bekämen, ihr Idol sei auf dem Klo gestorben.
MR: Einleuchtend.
JO: Und diese dämlichen Journalisten drehen mir jetzt daraus einen Strick. Als hätte ich hier bewusst eine versteckte Botschaft geben wollen, die dazu geeignet sei, den Mythos um Elvis Leben aufzubauen. Ebenso wundern sie sich über das Interview von Vernon [Elvis‘ Vater], dass er bereits zwei Stunden nach der offiziellen Todesmeldung gab. Sie sagen, er wirke hier emotional kühl und unberührt. Fakt aber ist, dass Vernon zu diesem Zeitpunkt noch unter Schock stand. Dennoch wollte er dieses Interview geben. Er fühlte sich in seiner Position als Vater dazu verpflichtet. Du verstehst.
MK: Joe, Charlie, Vernon ... Interviews. Ja durchaus. Absolut nachvollziehbar.
EP: Und dann ist da noch Gingers Telefonanruf.
MR: Aha. Was für ein Anruf?
EP: [Lacht schelmisch] ... Als sie gegen zwei aufwachte und noch bevor sie Scott im Bad fand, rief sie beim National Enquirer an und laberte in ihrem Delirium irgendwas von einer Sensationsmeldung um meine Person. Sie wurde hier aber nicht konkret. Dann legte sie wieder auf.
MR: Aha? Und was dachte sie, wäre so sensationell?
EP: [Lacht] ... Sie hatte zuvor geträumt, ich hätte ihr einen Heiratsantrag gemacht. Weil sei aber noch so schlaftrunken war, konnte sie in den ersten Minuten zwischen Traum und Realität nicht unterscheiden. Das war es, was sie der Presse hätte sagen wollen. Sie tat es aber dann doch nicht, weil sie im Laufe des Telefonats begann zu ahnen, dass sie es nur geträumt hat.
MR: Ach ja. Ist sie nicht süß, unsere liebe Ginger.
EP: [Lacht]
MR: Okay. Sonst noch Ungereimtheiten?
EP: Well. Die Position meines Grabes und der Grabstein.
MR: Stimmt. Ist mir auch schon aufgefallen, dass dein Grab nicht neben dem deiner Mutter ist. Fand ich sehr eigenartig. Nun - jetzt verstehe ich auch warum. Du wirst sicher nicht wollen, dass Scott neben Gladys beerdigt liegt. Habe ich recht?
EP: Well. Du hast es erfasst, mein Freund. Als wir damals Scotts Leichnam aus Schutz vor den Grabschändern vom Friedhof nach Graceland umgebettet haben, habe ich protestiert, als Dad wie selbstverständlich sagte, das Grab käme neben das von Mom.

MR: Sicher. Aber was meintest du mit dem Grabstein? Was ist daran eine Ungereimtheit?
EP: Hier!
[Er gibt mir ein Foto von dem Grabstein in die Hand. Ich betrachte es eine Weile!]
MR: Ahhh - jetzt. Dein Zweitname ist falsch geschrieben - mit zwei A. Warum?

EP: Wolltest du deinen echten Namen auf einem Grab lesen, wenn du noch am Leben bist?
MR: Stimmt. Wäre mir unheimlich. Grusel.
EP: Siehst du! Wegen dem und der Position meines Grabes folgern diese Journalisten richtig, dass in diesem Grab nicht ich liege. Aber das reicht denen noch nicht. Irgend so ein Spinner konstruierte aus dem Namen, wie er auf dem Stein geschrieben steht, ein völlig absurdes Annagramm.
MR: Aha. Wie lautet es?
EP: [Lacht laut] ... Lives on as Replayer.
MR: Replayer? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.
EP: Daran erkennst du, wie es sich verselbständigt.
MR: Verstehe. Okay. Weiter im Text. Was gibt es noch?

[Erneut gibt mir Elvis ein Foto in die Hand und schweigt.]

MR: Sieht nach dem Poolhaus auf Graceland aus. Richtig?
EP: Well. Und wen kannst du auf dem Bild erkennen?
MR: Na wen wohl? Dich Elvis?
JO: Gut erkannt. Das ist unser Problem!
MR: Aha. Wieso?
EP: Das Foto von mir wurde im Januar 1978 von einem gewissen Mike Joseph gemacht. Nicht, weil er mich sah und ein Beweisfoto machen wollte. Er entdeckte es erst, als er die entwickelten Bilder genauer betrachtete. Und zu allem Überfluss hat ihm die Firma Kodak auch noch schriftlich bescheinigt, dass es sich hierbei um keine Fotomontage oder sonstige Manipulation handelt. Er hat das bereits in einer TV-Show öffentlich gemacht.
MR: Ups.
EP: Ups.
JO: UPS.
MX: Ups.
MR: Puh. Das wird nicht leicht. Aber gut. Habt ihr noch etwas? Oder war es das?

[Elvis reicht mir ein weiteres Foto. Ich studiere es eine Zeitlang.]


MR: Ah jetzt. Muhammad Ali und Jesse Jackson. Zusammen mit dir im Hintergrund, Elvis. Von wann ist das Foto?
EP: 1984. Aber das da auf dem Bild bin nicht ich.
MR: Echt? Sieht aber aus wie du. Und wo ist dann das Problem?
EP: Ein Reporter hielt Ali das Bild unter die Nase. Es war eine sehr hektische Situation. Der Reporter fragte Ali, wer auf dem Bild zu sehen wäre. Ali schaute es sich nur flüchtig an und sagte: ‚Ich und mein Freund Elvis!‘ Und die Dinge nahmen ihren Lauf.
MR: Okay. Nicht so gut. Aber das kriegen wir hin. Was gibt es sonst noch?
JO: Es sind Gerüchte im Umlauf, dass irgend so ein Doktor, sein Name ist uns noch nicht bekannt, einen DNA-Test durchführen lassen will. Angeblich hat er vergleichbare Proben von Scott, die von seiner Autopsie stammen, und von Elvis aus dem Jahr 1975. Und wenn er sie noch nicht hat, dann setzt er alles dran, sie zu bekommen.
MR: DNA ... Doktor unbekannt. Verstehe. Sollten wir beobachten. Sonst noch was?
EP: Well, mein Autopsiebericht. Die Journalisten wundern sich darüber, dass dieser erst im Jahre 2052 veröffentlicht werden darf.
MR: Okay. Das kann einen ja auch stutzig machen. Aber ich verstehe schon, warum. Es wäre für deine Familie, deine Tochter, nicht schön, wenn Derartiges bereits zu deren Lebzeiten veröffentlicht würde.
EP: [Lacht. Ich erinnere mich, wie er Maria bestätigend anschaut und sagt] ... Weißt du nun, warum ich ihm diesen Job anvertraue?
MX: Absolut. Er begreift es sofort und stellt keine dämlichen Fragen.
EP: [Lacht] ... Well, Medic. Dann sage mir auch, weshalb ich meine Lebensversicherung bei der Lloyds of London noch nicht kassiert habe.
MR: Hast du nicht? Aber klar. Es ist nicht strafbar, seinen Tod vorzutäuschen. Es sei denn, du würdest dich hierdurch bereichern.
EP: [Klatscht und lacht]
MR: Könnte uns aber in Erklärungsnöte bringen. Nun aber weiter im Text. Sind da sonnst noch Dinge, die dir zu nahe rücken?
EP: Berichte darüber, dass mich hier und da jemand gesehen haben will. Waren aber immer nur Look-alikes oder Imitatoren. Aber es hält den Mythos am Leben. [Lacht] ... Alles andere ist erst einmal nicht so wichtig. Darüber können wir uns später unterhalten. Es ist nur so, dass diese Leute nun beginnen, jede kleinste Information in die Waagschale zu legen.
MR: Aha. Was zum Beispiel?
EP: Du erinnerst dich sicher an das Konzert vom Juni 1977, was von CBS aufgenommen wurde.
MR: Du meinst, dass Konzert, bei dem Scott aufgetreten ist?
EP: Richtig. Und da verabschiedete er sich mit den Worten: ‚Bis wir uns wiedersehen. Adios.‘
MR: Ja und?
MX: Adios - was so viel heißt wie: zu Gott.
MR: Das habe ich schon verstanden. Aber was soll das bedeuten?
MX: Die Leute machen nun daraus, als habe Elvis damit beabsichtigt, einen Hinweis auf seinen angeblich inszenierten Tod zu geben.
MR: Ah jetzt. Verstehe. Wie hohl.
EP: Ja, aber schlimmer als das, ist die Tatsache, dass Scott vor dem Auftritt von einem Bühnenmitarbeiter dabei belauscht wurde, wie er zu Rick [Stanley, Stiefbruder von Elvis] sagte: Für mein heutiges TV-Special mag ich vermutlich nicht gut aussehen. Aber in meinem Sarg werde ich gut aussehen.
MR: Bitte? Wie kommt der denn auf so was?
EP: Vermutlich wusste er, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
MR: Oder er plante einen Suizid, denkt man an den Tabletten-Cocktail, den er eingeworfen hat.
EP: Well. Du siehst. Es gibt einiges an Arbeit für dich.
MR: Ja. Aber ich denke, das krieg ich hin.
EP: Das ist auch einer der Gründe, weshalb wir dich brauchen.
MR: Okay. Und was für Gründe gibt es da noch?
MX: Später Medic. Vorerst sollten wir uns erst einmal hierum kümmern.
MR: Einverstanden.

[An dieser Stelle habe ich die Tonbandaufnahme unterbrochen. Ich brauchte erst einmal frische Luft um meine Gedanken zu ordnen. Also ging ich hinaus an den Strand. Elvis und Maria begleiteten mich. Wir verbrachten ein paar gemütliche Stunden in der Sonne.]

[Am Abend setzten wir uns wieder zusammen, um die weiteren Pläne zu besprechen.]

MR: Also gut, ihr Lieben. Ich habe mir einige Gedanken gemacht. Bevor ich aber hierüber sprechen möchte, habe ich noch eine Frage. Elvis. Wofür das Tonstudio und die vielen Aufnahmen? Ich meine. Für die Öffentlichkeit bist du Tod.
EP: [Schweigt eine Zeit lang.] ... Well, wenn es eines ist, was mir auf der Seele brennt. Denke ich an meine Fans, so trage ich in mir das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben. Dass ich ihnen etwas schuldig bin. Kannst du das nachvollziehen, Medic?
MR: Sehr gut sogar.
EP: Well. Die Aufnahmen ... entweder für den Fall, dass ich ein Comeback wagen sollte. Was eher unwahrscheinlich ist. Aber ich habe mir gedacht, für die Zeit, wenn ich später einmal wirklich unter der Erde liege. Diese Songs wären mein letztes Danke und mein Erbe. Daher mache ich hin und wieder auch Filmaufnahmen. Mit Ansprachen, Erklärungen, wie ich singe und so weiter. Ich denke. Wenn es eines ist, was ich immer wollte. Ich liebe die Menschen. Für sie habe ich gesungen. Wenn sie meine Stimme hören und hierauf reagieren. Es ist nicht einzig meine Stimme. Es ist das, was ich in ihnen zum Schwingen brachte. Im Leben kommt es doch nur darauf an, wirklich zu lieben. Das ist es, was ich in ihnen immerzu wecken wollte, es ihnen schenken.
MR: Das hast du auch. Bis auf den heutigen Tag. Und sicher noch lange darüber hinaus. Aber das macht es mir auch schwierig, meinen Auftrag auszuführen. Für die meisten Menschen da draußen bist du gestorben. Dieser Elvis-is-alive Mythos - sie werden es zurecht nicht zulassen wollen, dass mit ihren aufrechten Gefühlen gespielt wird. Es wird also eine heikle Gratwanderung. Wir dürfen es nicht übertreiben. Das heißt, es derart angehen, dass der Gedanke um dein Weiterleben zum Träumen einlädt. Mehr aber auch nicht. Alles, was darüber hinaus geht, darf sich nur an die dann so genannten Verschwörungstheoretiker richten. Aber auch hier - wir dürfen die Journalisten und all die Leute, die sich mit diesem Mythos beschäftigen, nicht als Feinde behandeln. Denn das sind sie nicht. Im Grunde tun sie nur dass, was jeder von uns täte. Einer Wahrheit zu folgen. Überdies - behandelst du sie als deinen Feind, können sie aggressiv werden. So was ginge immer nach hinten los. Auch sie verdienen es, mit Respekt behandelt zu werden. Denn letztlich tun sie nur, was auch ihren ärgsten Kritikern in deren geheimsten Träumen und Wünschen gefällt. Die Vorstellung wecken, dass Elvis weiterhin am Leben ist.
EP: Well done, Medic.
MX: Was also schlägst du vor?
MR: [Ich beschaue mir eine Zeitlang meine Notizen.] ... Zu aller erst. Da gibt es einige Dinge, auf die sollten wir nicht im Geringsten reagieren. Sie einfach totschweigen. Zum Beispiel das Telefonat von Ginger mit dem National Enquirer. Hier wäre es vollkommen gleichgültig, welche Antwort man hierauf versuchen wollte, zu finden. Selbst wenn es die Wahrheit wäre - dieser würde kein Kritiker glauben wollen. Es würde sie vielmehr dazu anstacheln, noch tiefer zu bohren. Ebenso das mit dem Helicopter auf Graceland sowie den Zeugen vom Airport. Jede Aussage hierzu wäre fatal. Weil damit zudem eine noch größere öffentliche Konzentration auf dieses Thema hergestellt wäre. Ihr versteht. Zuletzt könnten wir uns im Kontext zu den Zeugenaussagen und den Recherchen in Widersprüche verwickeln. Das wäre nicht gut. Wir würden uns nur selber schwächen. Selbiges gilt für die Sache mit der Lebensversicherung aber auch mit dem Grab. Das Einzige, was wir hierbei durchblicken lassen, ist, dass es pietätlos sei, derartige Fragen zu stellen. Bedenkt. Deine Fans meinen, über dein Leben alles zu wissen. Sie würden jede Antwort, weshalb du nicht neben deiner Mutter begraben liegst, auf die Goldwaage legen. In Deutsch gibt es ein Sprichwort. Du sollst keine schlafenden Hunde wecken. Also belassen wir es dabei. Einverstanden?
EP: Okay. Ich geb dir Recht.
MR: Weiter im Text. Der Grabstein. Schon etwas komplizierter. Aber mit der Hilfe von FBI, den Behörden und einer entsprechenden unspektakulären PR von Elvis Presley Enterprises [Die Firma, die das musikalische Erbe von Elvis verwaltet] lassen wir folgendes Verlautbaren. Du, Elvis, wolltest deinen Zweitnamen Aron biblisch geschrieben haben. Wie der Bruder von Moses - Aaron. Deine Fans wissen von dir, dass du ein religiöser Mensch warst. Von daher naheliegend. Nur bist du vor deinem Tode nicht mehr dazu gekommen, die entsprechenden Formulare bei den Behörden einzureichen. Dein Dad aber empfand dies als deinen letzten Willen, weshalb er den Grabstein entsprechend gestalten ließ. Schluss Punkt aus.
EP: [Lacht laut] ... Aaron - die Stimme des Herrn. Gefällt mir. So machen wir es.
MR: Joe. Dein Interview und deine Aussage, du habest Elvis im Bett gefunden. Kein Kommentar dazu.
JO: [Schaut erschrocken] ... Wieso? Ich denke, ich habe das Recht dazu, meine damaligen Gefühle, die echt waren, zu rechtfertigen.
MR: Hast du auch. Aber du hast es nicht nötig, dass zu tun. Im Grunde ist es für jeden Menschen, der ein Herz für Elvis besitzt, nachvollziehbar, weshalb du das sagtest. Lass sie es formulieren. Die Fans werden es sein, die dich rechtfertigen. Natürlich kann man dem ein wenig nachhelfen. Aber dann besitzt du einen Wall, der stärker nicht sein kann. Ebenso machen wir es mit dem Interview von Vernon. Einverstanden?
JO: Ich verstehe. Sehr gut. [Lacht. Ich erinnere mich, dass er mir den Daumen hoch entgegenstreckte.]
MR: Prima. Nun zu den Fotos. Das mit dem Poolhausfoto ist nicht gut. Hier sehe ich keinen anderen Weg als diesen ... na wo habe ich es stehen ...?
EP: Mike Joseph.
MR: Richtig ... diesen Mike Joseph einzuladen und ihn in deine Wahrheit einzuweihen. Wir müssen ihm klar machen, dass sein Foto für dich und Maria lebensbedrohlich sei. Geht ihr da mit?
MX: Siehst du keinen anderen Weg?
MR: Nenn du mir einen.
MX: Nun ja. Ich dachte da an sowas wie eine Verwechslung. Einen Doppelgänger. Johnny Harra oder diesen Orion zum Beispiel.
MR: Eben darauf muss es hinauslaufen. Aber es ist wichtig, wo anfangen. Wenn wir diesen Joseph bei einer solchen Story nicht mit im Boot haben, macht der nur noch mehr Lärm.
MX: Da stimme ich dir zu. Und was schlägst du vor?
MR: Hm - ganz einfach. Wenn wir Joseph eingeweiht haben, soll er behaupten, dass es sich bei dem Mann auf seinem Foto in Wahrheit um ... hm ... ah ja um Al Strada [Bodyguard von Elvis] handelt. Er soll sagen, dass es ihm leidtäte, behauptet zu haben, dass es sich hier um Elvis gehandelt habe. Vor allem, weil er Al aus dem Poolhaus habe herauskommen sehen.
EP: Al? Bist du bekloppt? Der sieht mir nun überhaupt nicht ähnlich.
MR: Eben deshalb. Aus einer anderen Quelle wird es heißen, dass der Mann auf dem Foto Johnny Harra sei.
MX: Aha. Und was soll das helfen?
MR: Ganz einfach. Zuletzt werden es die Fans selber sein, die sagen werden, dass beide Geschichten zutreffen. Sie werden schlussfolgern, der Mann auf dem Foto sein Johnny, der zusammen mit Al im Poolhaus war. Johnny selbst wird das ganze natürlich leugnen, weil er als Einziger weiß, dass er niemals da war. Das wird zuletzt für noch mehr Verwirrung sorgen und die ganze Sache mit dem Foto wird unglaubwürdig erscheinen. Und wir sind raus aus dem Schneider.
EP: [Lacht laut und lange] ... [Singt] Medic, Medic, Medic My Hound Dog.
MX: [Lacht herzhaft ... schmelz hat die eine schöne Lache.]
JO: [Lacht]
MR: [Lacht] ... Weiter - das Foto mit Muhammad Ali. Kein Kommentar dazu. Lass die Kritiker, die zurecht bezweifeln, dass es sich hier um dich handelt, das Bild analysieren. Sie werden herausfinden, dass sich Ali geirrt hat.
MX: Prima. Das hätten wir. Aber wie lenken wir jetzt die Spuren von uns weg?
MR: Gib dem Affen Zucker, sagen wir in Deutsch. Auch hierzu habe ich mir Gedanken gemacht. Zum Beispiel, dass mit dem schwitzenden Leichnam. In Wahrheit lag da ja nur eine Wachsfigur im Sarg. Hab ich recht? Die angefangen hat, bei den Temperaturen zu schmelzen. Ich verspreche euch. Diese Journalisten werden auf eine solche Story hin total abgehen. Sie werden versuchen herauszufinden, von wo die Wachsfigur herkam. Auch hierzu können wir Infos unter die Leute bringen. Zuletzt ist es wie bei allem, nur Hörensagen. A hat gesagt, das B gesagt hat, dass er von C weiß, dass D dieses und jenes von E zu berichten hat, dem F verriet, dass G ihm ein Geheimnis anvertraut hat, welches besagt, dass H von I erfahren hat und so weiter. Ihr versteht?
EP, MX und JO: [Lachen in Tränen.]
MR: Au ja. Hört zu, ich habe noch eine grandiose Idee. Elvis - sei so gut. Hast du einen Atlas im Haus?
EP: [Lacht - er wischt sich die Lachtränen aus den Augen.] ... Warte.

[Er geht hinaus und kommt kurze Zeit später mit einem Atlas zurück. Er reicht ihn mir. Ich schlage die Karte von Nordamerika auf und lege sie auf den Tisch.]

MR: Maria. Sei so gut. Schließe deine Augen, kreise mit deinem Zeigefinger über der Karte und tippe wahllos irgendwo darauf.

[Sie tut, wie ich sie gebeten.]

MR: Und? Was liest du dort?
MX: Kalamazoo, Michigan. Und nun?
EP: Kalamazoo? Wo soll das sein?
MR: Ist doch vollkommen egal. Wir machen Folgendes. Ich kundschafte den Ort erst einmal aus. Mit Hilfe des FBIs lassen wir in einem Umkreis von etwa 100 Meilen eine unbelebte Straße umbenennen. Was weiß ich, in Elvis-Presley-Is-Alive-Road oder so was. Ist ja egal. Dann wirst du, Elvis, eines Tages urplötzlich in einem ... hm ... au ja ... in einem Truckstopp auftauchen. Ich vergewissere mich zuvor, dass von den wenigen Gästen niemand einen Fotoapparat dabei hat. Du also tauchst dort auf, leicht verkleidet, aber erkennbar. Du wirst eine Cola bestellen, sie zur Hälfte trinken. Einige der Anwesenden erkennen dich, weshalb du fluchtartig das Lokal wieder verlassen wirst. Dann sorge ich dafür, dass diese Elvis-Sichtung groß in den Lokal-Zeitungen steht. Zusammen mit der Info über die Elvis-is-alive Straße. Ich wette. Es dauert keine zwei Wochen. Und alle Elvis-is-alive Journalisten werden auf Jahre hin Kalamazoo und die Umgebung umgraben, in der Hoffnung, dich zu finden.
EP, MX und JO: [Lachen erneut herzhaft und in Tränen.]
MR: [Lacht] Und als wäre das nicht genug, wirst du irgendwo auf dem Weg dorthin in einen Burger-King gehen und einen Doppelwopper mit Käse bestellen. Das wird den Journalisten den Rest geben. Aber macht euch keine Sorgen. Derartige Geschichten kann ich noch Hunderte aus dem Hut zaubern.

[Für die nächsten Minuten ist auf dem Band nur tränenreiches Lachen zu hören.]

MR: Also gut. Nun aber Folgendes. Der Elvis-is-alive Mythos sollte auch zu deinem Nutzen sein, Elvis. Ebenso für deine Fans. Bedenke, was sein wird, wenn du tastsächlich ein Comeback wagen wolltest. Oder wenn in, was weiß ich, 60 oder 70 Jahren du tatsächlich sterben solltest und die Wahrheit ans Tageslicht käme. Der Mythos kann dabei helfen, dass der Schock nicht zu groß ausfallen wird. Dann, wenn der Mythos in all den Jahren leise vor sich hinschwelt. Er darf nicht brennen, das versuchen wir ja, zu verhindern. Aber schwelen - das sollte er. So, dass hinterher alle sagen können: Wir haben es ja irgendwie schon immer gewusst.
EP: Correct. Was schlägst du vor?
MR: Hm - ich hätte da schon eine Idee. Sublimationen, unterschwellige Botschaften. Wird zwar nicht leicht. Aber machbar. Wir suchen uns in Hollywood ein Filmprojekt aus. Nicht wahllos. Es sollte ein populärer aber grottenschlechter Film sein, der gedreht wird. Da bringen wir dich als Statist unter. Verkleidet als Jon Burrows. Am besten, eine Flughafen-Szene. Du verstehst. Als Link zu deinem Argentinienflug damals. Wir werden darauf achten, dass du nur am Rande ganz unscheinbar im Szenenbild auftauchst. Eventuell machst du deine typische Kopfbewegung. Das war es dann auch schon. Irgendwann wird da schon jemand fündig werden und es publik machen. Ist dies der Fall, müssen wir die Diskussion beobachten und dem natürlich Zweifel angedeihen lassen. Um es kontrollieren zu können.
EP: Gewagt - aber ja. Gefällt mir.
MX: Ich weiß nicht. Geht das nicht ein wenig zu weit?
EP: Wieso? Werde ja nicht ich sein, wird die Mehrheit sagen, es aber dennoch stille hoffen.
MX: Ja schon. Aber damit läufst du Gefahr, dass unsere Tarnung auffliegt.
EP: Deshalb vertraue ich hier Medic, my Sweetheart. Wenn einer solch einen Unfug meistert, dann er.
MX: Einverstanden.
MR: Ha ha. Und was haltet ihr von folgender Idee? Wir sprechen mit Priscilla. Sie soll ein Roadmovie produzieren. Am besten unter Nennung ihres eigenen Namens. Inhalt. Ein Mann, der von sich behauptet, er sei Elvis, dir aber überhaupt nicht ähnlich sieht, begibt sich auf den Heimweg nach Graceland. Unterwegs erlebt er einige aufregende Geschichten, die man durchaus mit Elvis in Verbindung bringen könnte. Las Vegas und so. Zuletzt erreicht er mit seinem Begleiter, den er irgendwo unterwegs kennen gelernt hat, Graceland. Ausschmücken kann man die Story dann mit emotionalen Elementen. Titel des Films - hm zum Beispiel: Home in Graceland. Nein, das ist blöd. Ähm. Walking in Memphis. Geht nicht für ein Roadmovie.
EP: Wäre aber ein cooler Songtitel.
MR: Da geb ich dir Recht. Am besten von Cher gesungen. [Lacht.]
MX: Die ist klasse.
EP: Merke ich mir. Da mach ich einen Song raus. Ha - da hätte ich auch schon einen guten Vers für die Bridge. There‘s a pretty little thing, waiting for the King Down in the Jungle Room. [Lacht]
MR: [Lacht] ... Einverstanden - geb ich weiter. Aber wie findet ihr die Idee mit dem Film?
EP: Da ließe sich was daraus machen. Wir müssten nur einen griffigen Titel finden.
MX: Finden? Finding Graceland.
MR: Hervorragend. So machen wir es.
EP: Dürfte ich hierzu einen Wunsch anmelden?
MR: Aber sicher. Alles, was du willst.
EP: Wie wäre es, wenn Harvy Keitel die Hauptrolle spielt.
MR: Ist notiert.
EP: [Lacht] ... Und in der Schlusssequenz fährt die Kamera auf mich, wie ich verkleidet als vollbärtiger und vergammelter Tramp in einem Güterzug sitze.
MR: [Lacht] ... Notiert.
EP: [Lacht]
MR: Ich denke, zu dem Thema Sublimationen wird mir in der nächsten Zeit noch so einiges einfallen. Ich denke da zum Beispiel an kleine Versprecher in Interviews, Zeitungsartikel und so weiter.
JO: Ich könnte zum Beispiel einmal sowas sagen wie: Bla bla bla, das ist es, wie sich Elvis dabei fühlt. Gegenwartsform. Ihr versteht?
MR: Notiert. Super Idee. Und wenn du später einmal darauf angesprochen wirst, dann ...!
JO: Gar nicht kommentieren, keine Reaktion.
MR: Richtig.
JO: [An Elvis gewandt] ... Der Junge ist gut.
EP: [Lacht]
MR: Als Erstes sollten wir uns Folgendes überlegen. Wir tragen einige der Informationen, die mit dem Mythos einhergehen, zusammen. Solche, die sich an die realen Begebenheiten anlehnen. Aber auch solche, die wir selbst erfinden. Derart ausgewogen, dass sich zwischen Fakt und Fiktion schwer unterscheiden lässt. Dann suchen wir uns einen Buchautor - nein besser, eine Autorin, die sich bereits mit dem Mythos beschäftig. Ihr lassen wir diese Informationen anonym zukommen. Was weiß ich, eine geheime Quelle beim FBI oder so etwas. Auf diesem Wege können wir die Inhalte, die Folgen und den Mythos selbst in Zukunft leichter kontrollieren.
MX: Das ist eine brillante Idee.
MR: Ja. Und wenn diese Autorin später im Fokus steht, veranstalten wir einige TV-Specials, zu der sie dann eingeladen wird und ihre Theorien vortragen kann. Aufmacher: Is Elvis alive and well? Später dann, wenn die Geschichte droht, sich zu verselbständigen, inszenieren wir eine weitere Sendung. Thema hier: Beging Elvis Selbstmord? Fazit der Sendung: Natürlich nicht! Und dann noch eine weitere Sendung. Thema: Wurde Elvis von der Maffia ermordet? Fazit dieser Sendung: Natürlich nicht - aber man weiß ja nie! Das wird die Masse zuletzt derart ermüden, dass sie sich mit all den Spekulationen nicht mehr auseinandersetzen will. Hernach, etwa in zehn Jahren oder so, streuen wir weitere Informationen. Was weiß ich. Einen Zeitungsartikel mit einem Interview von einem Mitglied der Memphis-Mafia oder der Familie von Elvis. Am besten in einer ausländischen Zeitung - Australien. Nein besser - Großbritannien. Inhalt: Elvis täuschte seinen Tod vor, ein Doppelgänger namens Scott, der todkrank war und am 16. August 1977 starb, nahm die Stelle von Elvis ein. Zeitgleich flüchtete Elvis in einem schwarzen Van mit einer unbekannten Frau namens Maria.
MX: Die Idee ist gut. Aber denkst du, wir sollten hier die echten Namen verwenden?
MR: Absolut. Dieser Geschichte wird ohnehin niemand Glauben schenken wollen. Zumal der Verantwortliche später in einem Interview sagen wird, dass er Derartiges niemals behauptet habe. Er wird sagen, die Zeitung habe sich das ausgedacht und seinen Namen dazu missbraucht. Aber. Der Mythos schwelt weiter. Später, wenn die Wahrheit ans Tageslicht kommt, wird jeder, der sich einmal mit dem Mythos beschäftigt hat, sagen: Ah ja. Kommt mir bekannt vor.
MX: Verstehe. Einverstanden.
EP: [Lacht]
MR: Eine Frage, Elvis. Als Special-Agent wird doch sicher eine FBI-Akte über dich existieren.
EP: Keine Ahnung. Maria?
MX: Ich denke schon. Ja. Ganz sicher.
MR: Sehr gut. Maria. Wäre es möglich, hier Dokumente einzubringen, die nach dem 16. August 1977 datiert sind und über eine Aktivität über das Datum hinaus Auskunft geben?
MX: Puh. Wäre machbar. Aber nicht leicht. Woran denkst du da?
MR: Naja - Aktivitätsprotokolle. Durchweg geschwärzt, so dass diese keine wesentlichen Informationen oder Namen enthalten. Aber Datumsangaben. Eventuell eine Notiz von Elvis selbst, die versehentlich vergessen wurde, zu schwärzen. Ihr versteht. Später einmal könnte ein findiger Jurist eine Eingabe beim FBI machen und die Einsicht der Presley Akte anfordern. Ihr versteht. Das FBI muss keine Fragen beantworten. Dahingehend, weshalb es eine fortlaufende Akte von einem ehemaligen Agenten gibt, bis weit nach seinem Tod. [Lacht]
EP: [Lacht] ... ich verstehe, worauf du hinaus willst ... [Lacht]
JO: Bitte? Ich verstehe gar nichts.
MX: [Lacht] ... Joe. Überleg doch mal. Null Informationen, keine Grundlage aber hu hu hui - Geheimnis, Verschwörung, Thriller. Die Menschen lieben solche Storys. [Lacht].
JO: Ah - jetzt. [Lacht]
MR: Und dann machen wir Folgendes. Aber damit sollten wir noch wenigstens zehn bis fünfzehn Jahre warten. Eine Elvis Live Show Welttournee. Mit der originalen TCB-Band. Sie spielen Live auf der Bühne und begleiten Elvis auf einer riesengroßen Leinwand. Seine Stimme kommt vom Band - Ausschnitte aus seinen vielen Shows von damals. Das hat zwar nichts mit dem Elvis-is-alive Mythos zu tun. Aber auch so etwas hilft, das Bewusstsein um Elvis am Leben zu erhalten und zu nähren.
EP: Das war jetzt aber nur ein dummer Scherz von dir. Oder?
MR: Nein.
EP: Nein. Da mache ich nicht mit. Das ist eine Überhöhung meiner Person.
MR: Also bitte, Elvis. Hast du so wenig Vertrauen in deine Fans?
EP: Wie meinst du das?
MR: Überleg doch mal. Überhöhung wäre es, wenn sie in eine Kirche gingen, um dort zu dir zu beten.
EP: Gibt es auch schon.
MR: Bitte? Glaub ich dir nicht.
EP: Wenn ich es dir doch sage. Die gehen in Elvis-Kirchen und beten dort zu mir anstatt zum Herrn.
MR: Krass. Welch arme Seelen in Not.
EP: Du sagst es.
MR: Aber meine Idee ist hiervon grundverschieden. Bei einem derartigen Konzert würdest du nicht überhöht werden. Vielmehr wäre die Chance gegeben, dich auch einer neuen und jungen Generation nahe zu bringen. Ebenso deinen Fans. Nahebringen. Nicht überhöhen. Lass dir das mal durch den Kopf gehen.
MX: Ich denke, Medic hat recht damit. Es wäre ein Geschenk für deine Fans. Und dir könnte es dabei helfen, dieses Gefühl zu schmälern, ihnen allen etwas schuldig zu sein.
EP: Denkst du?
MX: Aber sicher.
JO: Ich stimme dem auch zu. Wenn ich an die Begegnungen denke mit deinen Fans in den Elvis-Clubs weltweit. Da ist dieses besondere Strahlen in ihren Augen. Weil sie jemandem begegnen, der dich kennt. Es ist in der Tat aufrecht und kommt von Herzen. Ich finde auch, eine solche Show sollte es später einmal geben.
EP: Hm. Darüber muss ich noch nachdenken.

[Für ein paar Minuten schweigen wir alle.]

EP: Joe. Kommst du?
JO: Ah - ja sicher.
EP: Maria, Medic. Ihr entschuldigt uns?
MX: Aber sicher, Tiger.
MR: Aha!

[Für ein paar Minuten schweigen Maria und ich.]

MR: Hab ich ihn verärgert?
MX: [Lacht] ... Nein. Elvis und ich haben uns darauf verabredet, dass ich mit dir alleine reden kann.
MR: Aha. Weshalb?
MX: Denkst du ernsthaft, wir würden dich nur wegen dieser Sache kontaktieren? Durchaus, du hast jetzt schon unter Beweis gestellt, dass du hervorragende Ideen hast. Eben weil du so unorthodox denkst und vorgehst. In Wahrheit aber soll dieser Auftrag nur eine Tarnung für dich sein. Für den Fall, dass du auch die folgende Aufgabe, die ich dir unterbreiten will, annimmst. Bevor du aber auf falsche Gedanken kommst. Elvis hat sich riesig darauf gefreut, dass ihr euch wiederseht. Er schätzt dich sehr, Medic. Nun weiß ich auch, weshalb.
MR: Aha! Schön. Äh. Und was ist das für eine Aufgabe?
MX: Bevor ich dir das sage, solltest du besser nach dem Auftraggeber fragen. [Lacht herzhaft ... schmelz.]
MR: Okay! Wer ist es?
MX: [Lacht] ... Jesus!
MR: [Lacht ungläubig]
MX: [Schweigt. Ich erinnere mich, wie mich Maria ernst anschaute.]
MR: Du meinst ... quatsch. Du verschaukelst mich. Also sprich. Worum geht es?
MX: [Wartet noch einen Moment] ... Hör zu. Ich weiß, dass es nicht leicht sein wird für dich, mir zu glauben. Aber eines solltest du wissen. Wenn du mich besser kennen würdest, wüsstest du, dass ich mit so etwas keine Scherze mache.
MR: [Will anheben, etwas zu sagen.]
MX: [Sie lehnt sich vor, legt mir den Finger auf den Mund] ... Pscht ... [Lächelt und schaut mir lieb in die Augen. Langsam nähert sie sich mir - beugt sich nahe an mich heran ... sie gibt mir einen langen und atemnehmenden Kuss. Auf den Mund. Mit Zunge.]
MR: [Schmelz. Minutenlang!!! Phhhh!]
[Mit einem eindringlichen Blick in meine Augen löst sie sich schließlich. Sie lächelt und setzt sich wieder auf ihren Sessel.
Ich bin noch immer total außer Atem, als sie beginnt, mir ihre Geschichte zu erzählen.]
MX: Ich hoffe, nun wirst du mir Glauben schenken. [Lächelt] ... Also ... damals, als ich im Lazarett lag. Elvis hat es dir sicher vorhin erzählt. Für etwa fünf Minuten setzte mein Herz aus. Fünf Minuten hier waren für mich eine halbe Ewigkeit. Dort, wo ich mich zu diesem Zeitpunkt befand. Ich löste mich von meinem Köper, schwebte über diesem. Ich konnte noch sehen, wie der Arzt versuchte, mich wiederzubeleben. Dann aber umgab mich ein gleißendes Licht und führte mich fort von hier. Hinein in eine Welt, so unbeschreiblich, dass mir hierfür die Worte fehlen. Das Licht gab mehr und mehr von dem Preis, was sich um mich herum befand. Wiesen, Gärten, freudige Menschen. Und vor mir stand ein Mann. Er stand einfach nur da - ich sah ihn und wusste sofort, wer er war. Zumal er mit einer Liebe, Würde und Hoheit gerüstet war, die es kein zweites Mal gibt. Es war Jesus. Unser Schöpfer. Ohne ein Wort zu sagen, reichte er mir die Hand. Ich ergriff sie und er führte mich hinfort. Um mir zu zeigen, weshalb ich zu ihm gerufen war. Zunächst liefen wir schweigend nebeneinander her. Vorbei an wunderschönen Blumen, Wiesen, Bäumen und Seen. Dann blieb Jesus stehen und vor ihm erschien eine Art Wolke. Hierin konnte ich sehen, was er mir zeigen will. Ich sah dich, Medic, zusammen mit Elvis und mir. Es war eine Szene aus der Zukunft. Wir drei befanden uns in Jerusalem. Um uns herum tobte ...

»Medardon - Liebster!«
»Hm? Lass mich!«

... Wir rannten um unser Leben. Aber wir schafften es noch rechtzeitig ...

»Medardon. Aufwachen!«
»Annabella. Nicht!«

... Ich sah, wie Elvis dich in letzter Sekunde vor dem Sturz von dem Hochhaus ...

»Liebster. Es ist schon halb zehn. Komm Aufwachen!«
»Will nicht! Chrrrr!«

... Als wir die wuchtigen Türen zum Tempel öffneten, sahen wir ihn. Den Antichristen. Und wir erkannten ihn. Sein Name lautet ...

»Morgenmuffel. Wenn du nicht sofort aufstehst, fahre ich ohne dich!«
»Mmmuuuhaaamaaaaa? Was denn? Wohin?«
»Heute ist der 16. August. Vergessen? Zu meiner Mutter! Sie hat heute Geburtstag!«
»Huuuuaaaaahhh. Guten Morgen, mein Engel!«
»Guten Morgen, mein Tiger!«
»Hmmmmm!«
»Was hm?«
»Ich hatte einen krassen Traum!«
»Magst du ihn mir eben noch erzählen? Hier, einen Kaffee!«
»Danke. Kuss!«
»Kuss!«
»Hm, lecker!«
»Und?«
»Und was?«
»Dein Traum!«
»Ach so. Total abgefahren. Ich habe geträumt, dass ich mit Elvis, Joe und dir beisammen war. Du aber warst in meinem Traum die Freundin von Elvis und dein Name war Maria ...! Eigenartig. Es war so real. Hm, mein Engel - magst du künftig Medic zu mir sagen?«