Donnerstag, 14. Januar 2016

Im falschen Namen Gottes

»Ja, wir streiten in Europa. Über die richtigen Wege im Umgang mit der Bedrohung durch den Terrorismus. Und der nicht zuletzt durch ihn ausgelösten Flüchtlingsbewegung. Und wir debattieren darüber auch in Deutschland kontrovers. Wir werden das auch und gerade hier im Parlament weitertun. Offen und ehrlich, sachlich und verantwortungsbewusst. Und wir haben am Ende jeweils Entscheidungen zu treffen, die nicht jeden zufriedenstellen können und werden.
Das Wir aber darüber streiten können unterscheidet uns von all den Fanatikern, die aus politischen Motiven oder im falschen Namen Gottes ihre vermeintlichen Wahrheiten anderen mordend aufzwingen wollen. Und genau diese Fähigkeit und Bereitschaft zeichnet uns aus.«
Bundestagspräsident Norbert Lammert in seiner Rede im Bundestag am 13.01.2016 zu dem Terroranschlag des Vortages in Istanbul.

Kommentar

Sehr schön. Im falschen Namen Gottes. Ist diese Formulierung einfach nur unglücklich gewählt? Hat Herr Lammert über seine Worte in seinem langsamen Redefluss nicht genauer nachgedacht? Handelte es sich gar um einen freudschen Versprecher? Wohl kaum. Denn seine Rede hat er vom Blatt abgelesen. Sprich - er, oder sein Redenschreiber, hat sich im Vorfeld diese Formulierung sehr genau überlegt. Genauso wie einige Sätze zuvor, da er davon spricht, dass nicht zuletzt der Terrorismus die Flüchtlingsbewegung ausgelöst hat. Nicht zuletzt!!!

Wir müssen bedenken, dass bei derartigen Reden, die vor allem im Fokus der Öffentlichkeit stehen, zuvor jedes einzelne Wort in die Goldwaage gelegt wird, um Missverständnissen vorzubeugen. Vermutlich wurde auch über das Wort mordend nachgedacht. Ich persönlich hätte es in diesem Satz einfach weggelassen. Denn die hier benannten Fanatiker kennen auch andere Mittel und Wege, ihre vermeintlichen Wahrheiten