Dienstag, 5. Juni 2018

Wie wir Christen miteinander umgehen sollen

»Ein neues Gebot will ich euch geben«, sagt Jesus. Eine längere Weile hält er die Stille und schaut seinen Freunden liebevoll in die Augen. Erinnerungen ereilen ihn. Von den Tagen, da er sie alle kennengelernt hatte. Ebenso von all den unzähligen Momenten, da sie durch das Land gewandert sind. Sie hatten so unglaublich viel Spaß miteinander. Aber auch Augenblicke der Traurigkeit, der inneren Einkehr, des Lernens, der Selbstbeschau, der Ermahnung, der Liebe, des Betens und des sich einander lustige Geschichten erzählens. Sie sind zusammen einen langen Weg gegangen. Mehr als drei Jahre hindurch. Ein Weg, der sie nun hierher geführt hat. In diesen kleinen, von Öllampen beleuchteten Raum, worin sie das Pessachmahl miteinander feiern. An eben diesem einen bedeutsamen Abend, bevor Jesus verraten, verhaftet und zum Tode verurteilt werden soll. Ja, er weiß um seine Berufung, der er sich bereitwillig hingeben wird.

Es sind immer die letzten Augenblicke im Leben eines Menschen, bevor dieser stirbt, da er zurückblickt und eine Lebensschau begeht, ein Fazit zieht. So auch Jesus. Hat er sich irgendetwas selbst vorzuwerfen? Hat er gar irgendetwas unerledigt oder unausgesprochen gelassen? Hat er irgendjemandem Unrecht getan, was er jetzt noch zurechtbringen könnte? Nein. Jesus hat sich nichts dergleichen vorzuwerfen. Ganz im Gegenteil. Er hat alles richtig gemacht.
Wenn ein Mensch in Not war, linderte er ihm diese, war er hungrig, speiste er ihn. War ein Mensch krank, heilte er ihn. War ein Mensch mit Dämonen behaftet, vertrieb er die bösen Geister. War ein Mensch im Zweifel, betete er mit ihm. War er allein, gesellte er sich zu ihm. War ein Mensch auf dem falschen Weg, ging er zunächst mit ihm zwei Meilen, bevor er ihm den rechten Weg zeigte. Hatte ein Mensch gesündigt, streichelte er diesem über den Kopf, nahm ihn liebevoll in den Arm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann sagte er einfach nur: »Weil ich dich liebe, vergebe ich dir deine Sünden. Gehe hinfort und sündige nicht mehr.« Hierin war er uns ein Vorbild, hierin sollen wir es ihm gleichtun.
Natürlich vergewisserte sich Jesus zuvor bei den Menschen darum, ob sie daran glauben, dass er ihnen zu helfen vermag. Denn ohne dem Glauben und dem Vertrauen vermögen wir ihm nicht nahe zu kommen. Vermögen wir nicht, seine Gaben aus seinen Händen entgegen zu nehmen. Vermögen wir nicht, unseren ganz persönlichen Weg mit ihm zu beschreiten.

Aber auch klagte er hin und wieder über das Unverständnis seiner Gefolgsleute: »Oh ihr Taugenichtse. Wie lange muss ich euch noch ertragen?« Dies sagte er immer dann, wenn seine einfach zu begreifenden Worte, als auch seine Handlungen von seinen Jüngern nicht nachvollzogen werden konnten. So zum Beispiel, als er den Zöllner zu sich rief und ihn darum bat, bei ihm zum Abendessen Gast sein zu dürfen. Was haben die Dorfbewohner und die Hohepriester sich deswegen über Jesus geärgert, sich über ihn ausgelassen, über ihn geschimpft und ihn gerichtet. »Mit den Sündern, Ehebrecherinnen und Aussätzigen gibt sich dieser da ab. Was soll das für ein Messias sein, der sich UNSERER Doktrin gegenüber nicht ehrfürchtig zeigt?«
Ja, Jesus ergriff auch gerne mal der heilige Zorn und so vertrieb er die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel. Aber. In allem, was er sagte, worin er urteilte und was er tat, war er immer gerecht.
Warum vermochte er es, gerecht zu sein? Weil es ihm als Einzigen möglich war und noch immer ist, den Menschen in ihre Herzen zu blicken. 

Doch Du? Vermagst Du es, den Menschen ebenso in ihre Herzen zu blicken?
All zu oft wähnen wir unseren Bruder oder unsere Schwester auf einem falschen Weg. Dann rufen wir ihnen zu und sagen: »Du gehst nicht mit Jesus. Dein Glaube ist falsch.«
Doch prüfe Du Dich selbst zu aller erst. Eventuell bist Du es selbst, der sich im Irrtum befindet. Sagte nicht bereits Jesus: »Was siehst du den Splitter in dem Auge deines Bruders. Den Balken aber in deinem eigenen Augen erkennst du nicht.«

Frage dich, was ist es, dass Dich zum Mahner erhebt? Du Dich selbst? Deine Einsichten? Dein Hochmut? Deine Kirchenkanzel? Dein eigenes Denken? Hat Dich also der Herr zum Richter über andere bestimmt? Obgleich er selber lehrte: »Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.« Bist Du also wahrhaft ein derart reines Wesen vor Gott, weshalb Du Dir herausnehmen darfst, den ganz persönlichen Glauben eines anderen Menschen zu beurteilen, um ihn hierdurch zu verurteilen und aus Deiner Gemeinschaft auszuschließen? Soll dies unsere Aufgabe aneinander sein, die er uns vererbt hat? 
Vermagst Du es, jede einzelne Sekunde eines anderen Menschen sowie jede einzelne Wendung hierin nachzuvollziehen? Um dann ein Richter über Deinen Bruder, Deine Schwester zu sein?
Sei Vorsicht mit Deiner Antwort auf die letzte Frage. Sagst Du nämlich Ja, dann blicke zurück auf 1700 Jahre Kirchengeschichte. Dann weißt Du, was Jesus seinen Nachfolgern nicht gelehrt und nicht vererbt hat. Dann weißt Du, was Du noch zu lernen hast.

Anders hingegen verhält es sich, wenn du erkennst, dass ein vermeintlicher Christ offensichtlich falsche Lehren verkündet oder mit einer christlichen Mission daherkommt, nicht aber in christlicher Mission. "Mit" bedeutet lediglich, dass die betreffende Person sich selbst zu einem Missionar ernannt hat. "In" bedeutet, dass die betreffende Person vom HERRN dazu erwählt worden ist, Sein Wort zu verkünden. Einem offensichtlich falschen Lehrer, sprich, einem Wolf im Schafspelz, muss mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden. Aber nicht von jedem einzelnen Christen, als vielmehr von solchen, die vom HERRN auch dazu berufen worden sind.

Jesus taucht auf aus seinen Gedanken. Schaut seinen getreuen Gefährten abermals eindringlich in die Augen. Dann lacht er sie an und streckt seine Arme und Hände weit von sich. Ein paar Schritte auf seine Freunde zugehend, stellt er sich neben seine Lieblingsjüngerin Maria Magdalena, nimmt sie liebevoll in seine Arme und gibt ihr einen zärtlich freundschaftlichen Kuss. Sich hernach ein Stück weit von ihr lösend, hält er sie noch immer bei der Hand und spricht: »Ein neues Gebot gebe ich euch zu meinem Zeugnis. Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Und dient einander, wie ich euch gedient habe. Denn daran soll die Welt erkennen, dass ihr meine Jünger seid. In der Liebe, die ihr zueinander habt.«

Schaue ich mich um dann sehe ich, dass das Christentum zu unserer heutigen Zeit erkrankt ist. An einem in seinem Herzen erkaltetes selbstgerechtes Christsein, das diese einfachen Worte, die Jesus uns zum Erbe gegeben hat, nicht mehr in die Tat umsetzt. Nein. Stattdessen erheben viele ihre eigenen persönlichen Lehren über alles andere und jeden anderen. Viele sagen: »Wenn du nicht glaubst wie ich, dann ist dein Jesus ein falscher Jesus. Dein Glaube ist unrein. Du bist nicht erlöst. Du bist ein Ostereierchrist. Du bist ein Antichrist. Du bist kein wahrer Christ, weil du ein Katholik bist oder ein Protestant oder oder oder.«
Jesus würde hier antworten: »Wer Derartiges sagt und seinen Nächsten richtet, der wird an seinen eigenen Worten gemessen und von mir gerichtet werden. Denn einem jeden geschieht nach seinem eigenen Glauben. Kein Mensch vermag es, den Glauben eines anderen Menschen zu beurteilen, denn einzig euer Vater im Himmel allein. Solltest Du Dich aber um Deinen Bruder oder Deine Schwester sorgen, dann biete Dich ihnen an. Reiche ihnen Deine Hand, sei ein Helfer, Begleiter und auch Tröster. Beschreitest Du diesen Weg, bist Du wahrhaft mein Nachfolger. Schließt Du den Anderen aus, schließt du dich aus meiner Gemeinschaft aus. Daher frage Du Dich. Habe ich Dich jemals ausgeschlossen? Wenn nein. Warum tust Du es dann? Wer bist Du, dass Du Dir ein Recht herauszunehmen wagst, welches einzig dem Vater zusteht? Denn einzig der Vater weiß um die Wahrheit der Herzen.«

Ja. Auch ich betrachte argwöhnisch christliche Kulte und Irrlehren. Die Marien- und Heiligenverehrung. Die Eucharistie. Die Kindstaufe. Die Bildung des Christlams mit Segen des Vatikans und der protestantischen Kirchen. Das Herunterleiern des Vater Unser, als wäre es ein Küchenrezept. Die Herabsetzung des Heiligen Geistes zu einem Schwarmgeist oder gar dessen Reduzierung auf eine bloße Kraft Gottes. Das Festhalten an den mosaischen Gesetzen, wenn doch in dem Halten des Liebegebotes, welches uns Jesus gab, die Erfüllung des ganzen Gesetzes sowie das Gesetz des Neuen Bundes enthalten ist.
Ja, derartige Kulte und Irrlehren müssen kritisch betrachtet werden, weil all das dem Evangelium unseres Herrn widerspricht.
ABER. Wenn ein Bruder, eine Schwester sagt: »Ich glaube an den einen HERRN Jesus Christus. Dieser ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Einzig durch Ihn und Seinen Neuen Bund gelangen wir zum Vater.« Sind es diese Worte, die ein Mensch in Wort und Tat bezeugt, dann habe ich kein Recht über seinen Glauben zu urteilen. Aber ich habe alles Recht dazu, mich von meinem Bruder und meiner Schwester auf eine Meile ihres Weges einladen zu lassen, um mit ihnen dann eine zweite oder gar dritte Meile zu gehen. Hierdurch entsteht dass, was Jesus die Gemeinschaft und auch Versammlung nennt. »Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.« Auf diese Weise vermögen beide von einander zu lernen. Denn keiner von uns ist perfekt. Keiner von uns ist ohne Fehl. Keiner von uns weiß um die ganze Wahrheit. Alles, was uns der Heilige Geist an Gaben gibt, ist Stückwerk. Wie ein Puzzle. Aber dann, wenn wir zusammenkommen, und jeder sein eigenes Puzzlestück mitbringt, dann erst vermögen wir es, das ganze Bild zusammenzusetzen. Dann erst werden wir zu einem Leib. Egal ob Katholik, Protestant, Orthodox ... oder wie ich, ein freier und damit befreiter Christ.

In einer Welt, die dazu übergegangen ist, alles christliche zu bekämpfen und auszulöschen, sollten wir den Geist der Einheit suchen, diesen finden und stärken. Nicht aber den Geist der Ökumene. NEIN. Ich spreche von dem wahren Geist, welchen Er uns hinterlassen hat. In Seinem Geiste sind wir alle gerechtfertigt, erlöst und Seine Kinder. Befördert aber ein Verkünder unter den Kindern Gottes den Geist der Spaltung, so spalte Du Dich von diesem zuerst ab. 

So wage es nicht, dem Urteilsspruch über einen anderen Menschen und dessen Glauben zu erliegen. Denn im selben Maße trennst Du Dich von unserem Herrn Jesus Christus, der Dir auch dann die Hand hinhält, wenn Du in der tiefsten Finsternis gebunden bist. 
Wage es nicht, die ausgestreckte Hand deines Bruders, deiner Schwester zurückzuweisen. Denn im selben Maße machst Du Dich für die Handreichung Jesu unerreichbarer.

Ja. Wir dürfen und sollen durchaus einander ermahnen. Mit allem Anstand und der nötigen Hingabe. Hierdurch beschreiten wir die zweite Meile. Nimmt der andere dann aber deine Ermahnung nicht an, so lasse ihn seines Weges weiterziehen. Das ist richtig so und das ist gut.

Aber ermahnen bedeutet nicht, den anderen auszuschließen, abzuspalten und schon gar nicht, andere Christen zu beschimpfen, zu beleidigen oder gar zu bedrohen, nur weil sie nach anderen, wohl möglich sogar richtigen Glaubensgrundsätzen leben als man selbst. Wer dies tut und sich demzufolge über andere Christen selbst erhöht, der lebt nicht in Gemeinschaft mit unserem HERRN Jesus Christus, dieser ist kein wiedergeborener Christ - das ist offensichtlich. Denn, an ihren Taten (und auch Worten) sollt ihr sie erkennen. Von solchen Menschen halte dich fern. Denn lässt du dich auf sie und ihren Streit ein, trägst du zuletzt ungewollt dazu bei, dass diese verlorenen Seelen an ihrem Irrtum umso stärker festhalten und den Weg aus ihrem eigenen Dunkel nicht mehr zu finden vermögen. Überlasse sie denjenigen, denen Gott den Auftrag erteilt hat, die reißenden Wölfe zurechtzuweisen.

So sei das Größte, was uns geboten ist Gott zu lieben, einander zu lieben und zu dienen. Einzig hierin vermagst Du es, Deinem Versprechen, dem Herrn zu folgen, gerecht zu werden. Einzig hierin kommt Deine Hand der errettenden Hand Deines Erlösers näher.

So, Elvis. Ich habe fertig. Übernehme.


Take My Hand, Precious Lord

Precious Lord, take my hand Lead me on, let me stand I'm tired, I'm weak, I'm lone Through the storm, through the night Lead me on to the light Take my hand precious Lord, lead me home In my way grows drear precious Lord linger near When my light is almost gone Hear my cry, hear my call Hold my hand lest I fall Take my hand precious Lord, lead me home When the darkness appears and the night draws near And the day is past and gone At the river I stand Guide my feet, hold my hand Take my hand precious Lord, lead me home Precious Lord, take my hand Lead me on, let me stand I'm tired, I'm weak, I'm lone Through the storm, through the night Lead me on to the light Take my hand precious Lord, lead me home
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