Ich sehe das Foto einer 21 Jahre jungen Frau.
Ich kannte sie nicht - dennoch drängt sie nun aus der Ferne zu mir
herüber. Sie strahlt, wirkt charmant, ist voller Energie und lebensfroh.
Ein Foto, dass mir ihre Geschichte erzählen mag - ebenso all die vielen
noch ungeschriebenen Lebenskapitel, die sie noch hätte vor sich haben
können - mit denen sie zu einem Reichtum anderer hätte bleiben und weiterhin werden können. Es
ist ein Foto, das ich im Grunde nicht sehen mag - nicht in diesem
Zusammenhang. Denn es ist ein Nachruf an eine mir unbekannte Frau.
Das wenige, was ich von Dir, Hadar, aus den Zeitungsberichten weiß,
ist,
dass Du Theater studiert sowie mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hast. Immer hattest Du ein offenes Ohr und ein helfendes Herz für Deine Freunde, bis spät in die Nacht hinein, berichtet Deine Lehrerin. Ein Herz, das nun so grausam aus der Mitte Deiner Liebsten gerissen wurde. Dein Herz - zerstochen.
dass Du Theater studiert sowie mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hast. Immer hattest Du ein offenes Ohr und ein helfendes Herz für Deine Freunde, bis spät in die Nacht hinein, berichtet Deine Lehrerin. Ein Herz, das nun so grausam aus der Mitte Deiner Liebsten gerissen wurde. Dein Herz - zerstochen.
Bereits seit vielen
Wochen bin ich wie gelähmt und erschrocken über all die täglichen
furchtbaren Nachrichten aus Deinem wundervollen Land. Als ich aber Dein
Foto sah, wich der Schrecken erstmals meinen Tränen. Es kann, nein darf
einfach nicht sein, dass eine so junge Frau wie Du, die noch ihr ganzes
Leben gestalten will, aus diesem urplötzlich herausgerissen wird.
Ebengleich, wie all die anderen Menschen, denen selbiges angetan wurde wie Dir. Aus verblendetem Hass heraus.
Eine Woche vor Dir starben 130 Menschen in Paris. Viele unter ihnen
ebenso jung wie Du. Die vielen Wochen zuvor waren es über 21 Menschen in
Deinem Land, in den Wochen und Monaten bis auf den heutigen Tag sind es 30 - in den letzten 15 Jahren über 1200. Wertvolle Leben, liebender Väter, Mütter, Töchter und Söhne. Aus demselben Grund
heraus, aus dem auch Du ermordet worden bist. Was ging in Dir vor, als
du von den Menschen in Paris erfuhrst? Ebenso von all den schrecklichen
und feigen Attentaten in Deinem Land? Was waren Deine Gedanken, Deine
Gefühle?
Du bist gegangen - die Welt aber dreht sich weiter. Wie,
um Gotteswillen, sollen wir mit dem, was Dir und all den Anderen,
ebenso euren Hinterbliebenen, angetan wurde, umgehen? Betrachte ich Dein
Foto, Dein strahlendes Gesicht und lass es zu mir sprechen, dann sagst
Du mir, lass den Hass nicht an dich herankommen, dich von ihm nicht
überwältigen. Mach dich nicht zu einem Teil von ihm. Ist es das, was Du
uns jetzt aus der Ferne zurufst? Oder bist Du uns gar sehr viel näher,
als wir es wahrzuhaben vermögen? Rufst Du nicht, sondern flüsterst Du
einfach nur? Derart leise, dass wir uns selbst bemühen müssen, die
Botschaft hinter Deinem Lachen zu vernehmen, sie zu verstehen?
In
der Tat ist dem so. Denn Dein Lachen bewahrt mich davor, das Messer aus
der Hand deines Mörders reißen zu wollen, um es ihm in sein Herz zu
rammen. Denn in Wahrheit ist es so, dass er sich mit seiner Tat bereits
selbst gerichtet und verdammt hat. Ließen wir der Rache, dem Hass und
der Wut ihren freien Lauf, Dein Lachen könnte nicht mehr zu uns
herüberdringen - wir würden Dich gar verwerfen. Das ist es, was Dein
Foto mir mahnend zuflüstert. Ist es aber auch das, was die Spirale des
Hasses, der Gewalt und Verblendung auf der Seite Deiner Mörder zu
durchbrechen vermag?
Jakob erhielt einstmals von Gott den Namen,
den Dein wundervolles und stolzes Land heute trägt. Israel, was übersetzt heißt Gottesstreiter,
da Jakob mit Gott und Menschen gerungen und gesiegt hatte.
Offengestanden sehe ich keinen anderen Weg, als mit Gott zu ringen. Um
eine Antwort auf all diese gottlose Gewalt zu finden. Nicht, worin sie
begründet sein mag. Denn diese Antwort ist einfach nachzulesen. Vielmehr
die Antwort darauf, wie all den irregeleiteten und hassgetriebenen
Menschen begegnet werden kann. Damit diese endlich begreifen, dass ihr
allahbefohlener Todes- und Terrorkult eine einzige Lebenslüge ist. Heute
jedoch stehe ich dieser Frage noch ohnmächtig gegenüber. Denn das
einfache Wort der Wahrheit interessiert diese Mörder nicht. Das Wort,
welches heißt, Liebe. Dies ist das Wort was ich selbst vor vielen Jahren
errungen habe, nachdem sich Gott in meinem eigenen inneren Kampf von
mir hat besiegen lassen.
Wende ich mich nun von all meinen Fragen
ab, so ist es dieses eine Wort, was ich in meinen Gedanken und meinen
Gebeten an Dich und Deine Liebsten senden mag. Damit es sie bald
freimacht aus ihrem Schmerz, ihrer Ohnmacht und dem drohenden Gefühl des
Alleingelassenseins. Und gleich ihnen, all denen, denen es
gleichermaßen ergeht.
Thank you Lital Shemesh for this prayer.