Logbucheintrag, Admiral Medardon
Sternzeit 458.976.103
Sternzeit 458.976.103
Abschlussbericht des Admirals des Forschungsraumschiffes Lanconas
über die Erkundung des Planeten Terra. An den Präsidenten sowie den
intergalaktischen Rat der Vereinten Universen.
Nach nunmehriger Observierung des Planeten Terra, die eine Zeitperiode
von insgesamt 2065 Orbitjahren umspannt, beschließen meine
Besatzung und ich unsere zehn Jahre währende Arbeit. Obgleich ich auf
unsere umfangreiche Dokumentation verweisen möchte, erlaube ich mir an
dieser Stelle folgende Erkenntnisse zusammenzufassen.
Die Spezies Terrahumanis versteht sich nicht als eine globale
Planetengemeinschaft. Vielmehr definiert sie sich über eine Unzahl an
kleineren und größeren Humanoiden-Stämmen, verteilt über den gesamten
Globus auf die jeweiligen Kontinente, welche wiederum in einzelne
Stammeszonen aufgeteilt sind. Jede dieser Zonen entwickelte in den
Zeitperioden unserer Observierung eine eigene Historie sowie jeweils
eine individuelle Kultur, ein religiöses Glaubenssystem als auch ein
System zur Regelung ihrer Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Somit erschufen die Terrahumanoiden in den letzten zwei Orbitjahrtausenden
eine Vielzahl an Lebensweisen, die jedoch untereinander
inkompatibel sind. Hierdurch zeichnet sich die Spezies Terrahumanis
mit einem Alleinstellungsmerkmal aus, da sie eine derart große Vielfalt
an Leben kennt, wie auf keinem anderen Planeten in den uns
bekannten Universen.
Obgleich auf dieser Grundlage auf dem an Bodenschätzen reichen
Planeten Terra ein freiheitliches und friedvolles Leben aller Humanoiden
gewährleistet wäre, lässt sich eine dominierende irrationale
Geisteshaltung auf dem gesamten Planeten beobachten, welche eine
harmonische globale Planetengemeinschaft verhindert. Ein jeder Stamm
sucht seine eigene Definition von Lebensgestaltung und dessen Regeln
den anderen Stämmen aufzuzwingen und sie trachten danach, sich einander
zu übervorteilen. Dies zum Beispiel auf Basis von Machtbekundung,
Krieg, Erpressung, Unterwanderung, Bestechung, Verschwörung oder auch
durch Verknappung lebenswichtiger Ressourcen mittels einseitiger Verfügungsgewalt.
Den deutlichsten Beweis für diese irrationale Sinneshaltung
treten die Humanoiden selber an, da sie Kriegswaffen entwickeln,
mit Hilfe derer sie binnen weniger Stunden das gesamte Leben
auf dem Planeten auszulöschen imstande sind. Ob die Terrahumanoiden
diese Waffen gegeneinander einsetzen werden, kann gemäß gegenwärtigem
Kenntnisstand weder eindeutig bejaht noch verneint werden. Es gilt
aber als äußerst wahrscheinlich. Abgesehen von dieser globalen Vernichtungsmöglichkeit
führt alleine die zuvor benannte Geisteshaltung
der Terrahumanoiden zu aggressiven, gewalttätigen, unterdrückerischen
und ausbeuterischen Handlungen, die in ihrer letzten Konsequenz als
hochgradig gefährlich für Leib und Leben eingestuft werden können.
Charakteristisch lässt sich diese globale Gesinnung mit dem Begriff
Feindseligkeit zusammenfassen.
Eine Minderheit an Humanoiden scheint unerwarteterweise vernunftbegabt
zu sein, so sie vorgenannte Missstände und Gefahren erkennen.
Jedoch bedienen auch sie sich zur Abwehr derselben Geisteshaltung, wie
diejenigen, die ihnen die Grundlagen eines selbstbestimmten, friedlichen
und freiheitlichen Lebens versuchen zu entziehen. Wohl unterscheiden
sie sich in ihren jeweiligen Methoden und Absichten, aber
auch hier sind die Charakterzüge von Feindseligkeit überdeutlich zu
erkennen.
Nur die allerwenigsten Humanoiden innerhalb der letztbenannten
Gruppe setzen sich für lebensentfaltende Maßnahmen ein. Derer Zahl ist
aber derart verschwindend gering, so es als äußerst unwahrscheinlich
gilt, dass diese Humanoiden einen positiven Einfluss auf das Gesamtgeschehen
der planetarischen Gemeinschaft nehmen werden. Vielmehr
besteht die unleugbare Gefahr, dass diese von den aggressiven Humanoiden
getötet oder zumindest zwanghaft unterworfen werden, sollten
sich die derzeitigen Ereignisse auf Terra weiterhin zuspitzen.
Von daher ersuche ich Sie um die Erlaubnis, dass wir uns für die
nächsten 1000 Orbitjahre von dem Planeten Terra zurückziehen dürfen.
Denn eine Aufnahme aller Terrahumanoiden in die intergalaktische
Föderation ist Grund deren vorherrschender Geisteshaltung aktuell
nicht empfehlenswert.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt halte ich es für absolut unwahrscheinlich
wenn nicht gar für ausgeschlossen, dass die Spezies Terrahumanis
die intergalaktische friedliche Lebensweise ihren eigenen Lebensgewohnheiten
hinzuzufügen imstande ist.
Dennoch halte ich es für ratsam, ein Beobachter- und Forscherteam
auf dem Planeten Terra weiterhin zu stationieren. Diese einmalige
Gelegenheit, eine derart selbstverständlich global verbreitete und
feindselige Geisteshaltung aus nächster Nähe studieren zu können,
sollten wir uns nicht entgehen lassen.
Zuletzt reiche ich bei dem intergalaktischen Rat den Antrag
777/999-YHM ein, mit welchem ich um die Erlaubnis bitte, vor unserem
Rückzug die selbstdenkenden, friedliebenden sowie leidenden Humanoiden
von dem Planeten Terra zu evakuieren. Deren Auskopplung aus der
planetarischen Gemeinschaft ist meines Erachtens verantwortbar. Das
Fehlen ihrer Handlungen, gemessen an dem Gesamtzustand des Planeten,
würde nicht weiter auffallen.
Für ihre wohlwollende und bestätigende Resonanz auf meinen Antrag
möchte ich mich im Vorfeld herzlich beim Komitee bedanken.
Ende des Abschlussberichts von Admiral Medardon!
Antwort von Präsident Ha-Mashiach im Namen des intergalaktischen
Rates an Admiral Medardon, stationiert auf dem Trabanten Luna des
Planeten Terra.
Sternzeit 458.976.105
Betreff: Ihr Abschlussbericht sowie Ihr Antrag 777/999-YHM
Hochverehrter Admiral Medardon, Friede sei mit Ihnen.
Zunächst darf ich Ihnen und Ihrer Besatzung im Namen von uns allen
unseren ganz besonderen Dank für Ihre ausgezeichnete Arbeit und Ihren
Einsatz aussprechen.
Mit äußerstem Interesse haben wir Ihren Bericht nebst Dokumentation
zur Kenntnis genommen. Ich darf Ihnen versichern, dass jeder unserer
Ratsmitglieder über Ihre Erkenntnisse zutiefst erschüttert ist.
Obgleich wir Ihrem Gesuch um Rückzug von Ihrer Observierung des
Planeten Terra seine nötige Aufmerksamkeit schenken wollen, möchten
wir Sie im Vorfeld dennoch um eine genauere Erklärung der Gesamtsituation
bitten. Gleiches gilt Ihrem Antrag auf Evakuierung einzelner
Terrahumanoiden.
Daher bitte ich Sie, uns folgende Fragen zu beantworten.
- Wie äußern sich die Feindseligkeiten innerhalb der von Ihnen identifizierten selbstdenkenden Gruppierungen?
- Läge es im Bereich des Möglichen, dass die lebensentfaltenden Maßnahmen der wenigen Humanoiden in den nächsten zehn Orbitjahren dennoch eine positive Wandlung herbeiführen könnten?
- Kann eine mehrheitliche Sinneswandlung der Terrahumanoiden in den nächsten zehn Orbitjahren wahrhaft ausgeschlossen werden?
- Handelt es sich bei der feindseligen Geisteshaltung der Terrahumanoiden um deren einzige problematische Gesinnung?
Ihre Antworten auf unsere Fragen sind für uns wichtig, so wir zu
einem baldigen Entschluss über Ihren Antrag verfügen können.
Mit vorzüglichem Frieden
Ihr Präsident Ha-Mashiach
Antwort von Admiral Medardon an Präsident Ha-Mashiach
Sternzeit 458.976.105,4
Betreff: Ihre Fragen aus Ihrem Brief von Sternzeit 458.976.105
Hochverehrter Herr Präsident Ha-Mashiach, Friede sei mit Ihnen.
Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben und die wohlwollenden Worte, die
Sie meiner Besatzung und mir aussprechen. Wir alle fühlen uns sehr
geehrt.
Sehr gerne möchte ich Ihre Fragen beantworten. Auch uns ist an
einem baldigen Erlass des Rates sehr gelegen.
Auf Ihre erste Frage danach, wie sich Feindseligkeiten selbstdenkender
Terrahumanoiden äußern können, möchte ich Ihnen eine exemplarische
Situationsbeschreibung in Form eines Filmes vorlegen. Dieser
nimmt zwar keinen direkten Bezug auf die vorgenannte Gruppe. Jedoch
lassen sich hier die Grundzüge über die Entstehung und Ausführung von
Feindseligkeiten anschaulich präsentieren.
Wie
sehr gut zu erkennen ist, teilt sich das Entstehen von Feindseligkeit
der Terrahumanoiden in einzelne Phasen auf.
Phase 1:
Anfängliche gegenseitige Freundschaftsbekundungen zwischen dem
männlichen und dem weiblichen Humanoiden. Dennoch trägt das Männchen
bereits versteckt die Wurzel der Feindschaft in die Begegnung mit
hinein.
Phase 2:
Die egoistischen Absichten des Männchens werden offensichtlich.
Hier aber erweist er sich in einer besonderen Taktik. Anstatt seine
emotionalen Schwächen einzugestehen, schafft er eine Situation, welche
die Schwächen des Weibchens als gewichtiger erachtet. Derartige Taktik
besitzen auf dem Planeten Terra verschiedene Namen. Zum Beispiel verdeckte
Kriegsführung, Mobbing oder Taqiyya.
Phase 3:
Das Weibchen fordert sich mit ihren Eigenschaften ein und fordert
Verständnis sowie Anerkennung. Dies aber wird vom Männchen dem Weibchen
als Schwäche ausgelegt.
Phase 4:
Das Weibchen reagiert auf die Provokation des Männchens scheinbar
selbstbewusst. Jedoch wählt sie hier eine feindschaftlich geprägte
Handlung als Lösungsansatz, um ihre Position einfordern zu können.
Phase 5:
Das Männchen agiert mit selbiger Methode wie das Weibchen.
Phase 6:
Die Situation eskaliert, so zuletzt keiner von beiden einen Gewinn
aus den Feindseligkeiten erringen kann.
Phase 7:
Die Feindseligkeiten erschöpfen sich in Streit, Vorwürfe und Zerwürfnisse.
Bis dahin, da beide Parteien ohne Friedensschluss auseinander gehen.
Eben
dieses Muster lässt sich genau genommen auf alle Zustände
anwenden, wie sie auf dem Planeten Terra vorherrschen. Unabhängig
davon, welche Tragweite bestimmte Feindseligkeiten besitzen. Das
Muster bleibt immer dasselbe.
Um nun auf Ihre erste Frage Bezug zu nehmen, so ist auch bei vielen
selbstdenkenden Terrahumanoiden zu erkennen, dass bei ihnen eben
dieses Muster noch sehr stark ausgeprägt ist, was sie zuletzt in
innere Konflikte stürzt. Diese Humanoiden nehmen im obigen Filmbeispiel
durchaus die Position des weiblichen Humanoiden ein, deren
Grundhaltung nachvollziehbar und befürwortbar ist. Gleich ihrem Recht,
sich einzufordern. Jedoch kann auch sie sich dem Muster der Feindseligkeit
zuletzt nicht entziehen. Ab diesem Punkt gilt der Leitsatz
Gleiches mit Gleichem. Dieses äußert sich im alltäglichen Leben auf
Terra durch Aktionen, die sich immer nur gegen etwas richten. Ganz
gleich, worum es geht - die Triebkraft ist einzig immer auf ein ‚Dagegen‘
und das Bekämpfen einer Sache gerichtet.
Hierbei fallen die eigenen Motive nicht mehr sonderlich ins
Gewicht. Ganz gleich, wie ehrenvoll sie auch sein mögen. Denn zuletzt
gewinnt der vermeintliche Gegner an Kraft und Dominanz, da ihm immer
mehr Konzentration gewidmet wird. Dadurch verringert sich automatisch
bei den selbstdenkenden Humanoiden der Energieaufwand, den sie für
lebensentfaltende Maßnahmen benötigen.
Zu Ihrer zweiten Frage, ob es im Bereich des Möglichen läge, dass
die lebensentfaltenden Maßnahmen der wenigen vernunftbegabten Humanoiden
in den nächsten zehn Orbitjahren dennoch eine positive Wandlung
herbeiführen könnten!
Hierzu kann ich nur mit einem überzeugten Nein antworten. Zehn
Jahre reichen bei Weitem nicht aus, so die Gesamtsituation herumgerissen
werden könnte. Jedoch ließen sich durch diese Humanoiden einzelne
Mitbewohner des Planeten noch erwecken. Hier wäre in der Tat ein
konstruktiver lokaler Ansatz zu erwarten.
Zu Ihrer dritten Frage, ob eine mehrheitliche Sinneswandlung der
Terrahumanoiden in den nächsten zehn Orbitjahren wahrhaft ausgeschlossen
werden kann.
Nach übereinstimmender Überzeugung meiner Besatzung und mir schätzen
wir den Zeitrahmen einer globalen Sinneswandlung auf circa 800 bis
1000 Orbitjahre. Dies selbstredend unter der Voraussetzung, dass die
Terrahumanoiden sich in dieser Zeit nicht selbst vernichten werden.
Zu Ihrer vierten Frage, ob die Terrahumanoiden weitere problematische
Geisteshaltungen entwickelt haben, möchte ich betonen, dass
diese durchaus vorhanden und stark ausgeprägt sind. Diese aber bilden
in allem lediglich eine Art Grundhaltung, welche zuletzt in Feindseligkeiten
münden. Daher habe ich in meinem Bericht die Vielzahl an
Gesinnungen unberücksichtigt gelassen. Im Folgenden möchte ich lediglich
eine kurze Liste anfügen mit den häufigsten destruktiven Geisteshaltungen,
die sich bei den Humanoiden beobachten lassen. Zum besseren
Verständnis für Sie und den Hohen Rat benenne ich in den eckigen Klammern
die jeweils uns bekannten und selbstverständlichen Geisteshaltungen.
- Unfreiheit [Freiheit]
- Geheimnisse [Offenlegung]
- Bevormundung [Mündigkeit]
- Lügen [Wahrheit]
- Täuschung [Wahrhaftigkeit]
- Verwirrung [Einheit]
- Kontrolle [Eingenständigkeit]
- Einschränkungen der Identität (Person, Selbstbekenntnis, Rechte, Bewegungsfreiheit, Meinungsäußerung, Selbstbestimmung uvm) [uneingeschränkte Entfaltung der Identität]
- Scheinheiligkeit [Ehrlichkeit]
- Unterdrückung [Freiheitliches Gewähren]
- Unterwerfung [Aufrichten]
- Unvernunft [Vernunft]
- Verantwortungslosigkeit [Verantwortungsvoll]
- Machtanspruch [Autorität des Einzelnen]
- Vorteilnahme [Vorteil dem Einzelnen gewähren]
- Selbstbereicherung [Geben]
- Konsumsucht materieller Dinge [Das einfache Leben und seine Früchte in Bescheidenheit und vollen Zügen genießen]
- Gleichgültigkeit [Interesse]
- Geltungssucht [Selbstbewusstsein]
- Obrigkeitshörigkeit [Selbstbestimmung]
- Lügen [Wahrheitsrede]
- Kämpfen [Friedensschluss]
- Zerstören [Wachstumsfördernd]
- Kontrollieren [Vertrauen]
- Fernsehen [Schreiben, ein Buch lesen, musizieren, Freunde treffen, spielen, spazieren gehen, malen, basteln, mit der Familie das gemeinsam Leben gestalten, mit dem Partner den Feuereifer erleben, tanzen, interessante Gespräche führen, lernen usw. - sprich ein ganz normaler intergalaktischer Alltag]
Derartige destruktive Geisteshaltungen führen zuletzt immer in die
von mir zusammengefasste Gesinnung der Feindseligkeit, weshalb
Letztgenanntes als das Übel des Planeten Terra identifiziert werden
kann.
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Antworten geholfen zu haben, so Sie nun
über meinen Antrag wohlwollend beschließen können.
Mit vorzüglichem Frieden
Ihr Admiral Medardon
Antwort von Präsident Ha-Mashiach im Namen des intergalaktischen
Rates an Admiral Medardon, stationiert auf dem Trabanten Luna des
Planeten Terra.
Sternzeit 458.976.107
Hochverehrter Admiral Medardon, Friede sei mit Ihnen.
Da es im Rahmen Ihrer Observation einzig um die Prüfung dessen
ging, ob die Spezies Terrahumanis als Ganzes geeignet sei, unserer
intergalaktischen Gemeinschaft beizutreten, betrachten wir dieses
Kapitel nun als abgeschlossen. Hier kommen wir zu demselben Ergebnis,
wie auch Sie. Eine Aufnahme der Spezies Terrahumanis wird zum gegenwärtigen
Orbit nicht mehr in Betracht gezogen. Weitere Prüfungen sind
hier nicht weiter von Nöten. Ihrer Empfehlung, weiterhin ein Wissenschaftlerteam
auf Terra zu stationieren, entsprechen wir gerne.
Nach langer und eingehender Beratung sind wir dennoch zu dem
Schluss gekommen, dass wir von Ihnen noch eine weitere Schilderung der
Ereignisse auf dem Planeten Terra benötigen. Hier wäre es für uns von
Interesse, wenn Sie diejenigen der Humanoiden näher charakterisieren
würden, die Sie in Betracht ziehen, evakuieren zu wollen. Auf welche
Grundlage beziehen sich diese Humanoiden, so sie im Angesicht derart
vieler Schrecken auf ihrem Planeten dennoch lebensfördernd agieren?
Hier interessiert es uns besonders zu erfahren, ob eine uneingeschränkte
Entfaltung ihrer Persönlichkeit trotz aller Zustände und
Widrigkeiten auf dem Planeten Terra dennoch denkbar wäre?
Wir bedanken uns für Ihre Geduld.
Mit vorzüglichem Frieden
Ihr Präsident Ha-Mashiach
Antwort von Admiral Medardon an Präsident Ha-Mashiach
Sternzeit 458.976.107,8
Betreff: Ihre Frage aus Ihrem Brief von Sternzeit 458.976.107
Hochverehrter Präsident Ha-Mashiach, Friede sei mit Ihnen.
Mit großer Erleichterung nehmen wir Ihren Ratschluss zur Kenntnis.
Wir alle freuen uns bereits auf den Moment, da wir diesen feindseligen
Orbit verlassen und in unsere friedliebende Heimat zurückkehren
können.
Gerne möchte ich Ihnen auf Ihre Frage antworten, so Sie meinem
Antrag 777/999-YHM die nötige Aufmerksamkeit widmen können.
Auch hierzu möchte ich Ihnen eine exemplarische Situationsbeschreibung
in Form eines Filmes vorlegen, die auf vorheriger Begebenheit
aufbaut.
Der
Fokus liegt auf dem Humanoidenweibchen. Sie scheint aus vorherigem
Ereignis gelernt zu haben und zeichnet sich nun durch eine
intelligente Methode der Reflexion aus. Ihre Absichten zum Friedensschluss
mit ihrem Männchen sind klar erkennbar. Hier ergreift sie die
Gelegenheit, das vorherige absurde feindselige Verhalten in einen
Erkenntnisprozess zu leiten. Hierdurch erreicht sie, dass ebenso ihr
Männchen zur Einsicht gelangt, so er seinen eigenen Wunsch nach Frieden
und Versöhnung zu entwickeln imstande ist. Das beiderseitige
Hauptmotiv zum Friedensschluss ergründet sich in ihrer beider Liebe
zueinander und würde in einem wilden Versöhnungssex münden, würde
nicht ein Störenfried das Humanoidenpärchen in ihrer eben entstandene
Harmonie belästigen. Während das Weibchen ihrer zuvor entwickelten
Gesinnung treu bleiben kann, so sie sich einem erneuten Streit fernhält,
ist es noch immer das Männchen, welches seine Feindseligkeiten
nicht gänzlich überwunden hat. Diese kommen weiterhin zum Ausdruck, da
er nun seine noch nicht gänzlich überwundene aggressive Sinneshaltung
gegen den Störenfried richtet. Sehr schön hierbei zu beobachten, wie
zuletzt das Weibchen eine gerechte Belohnung für ihre reife Handlung
erhält. In allem ist zu erkennen, dass die intergalaktischen Resonanzgesetze
von Saat und Ernte auch auf dem Planeten Terra allgegenwärtig
sind.
Mit der nun folgenden exemplarischen Situationsbeschreibung wird
das Wesen des Humanoidenweibchens näher charakterisiert. Auch ist
erkennbar, dass das Männchen aus der friedliebenden Gesinnung des
Weibchens halbwegs gelernt zu haben scheint.
Ich
denke, die zuvorgezeigte Situationsbeschreibung spricht für
sich. Dennoch möchte ich hier die wesentlichen Charakterzüge des
Humanoidenweibchens benennen, die ihren selbstverständlichen Handlungen
vorausgehen.
- Hilfsbereitschaft
- Verantwortungsbewusstsein
- Fürsorge
- Liebe
- Vereinend
- Mitmenschlichkeit
- Aufrichtigkeit
- Ehrlich
- Großherzig
- Weltverbessernd
- Einsatzfreude für die gute Sache
- Hoffnungsspendend
- Wohltätigkeit
- Soziale Kompetenz
- Bescheidenheit in all ihrem öffentlichen Tun
- Engelgleich
Wie bereits in meinem Abschlussbericht erwähnt, finden sich auf dem
Planeten Terra, von der großen Masse unerkannt, viele derartiger Humanoiden
- sowohl unter den Weibchen als auch unter den Männchen. Dennoch
muss gesagt werden, dass diese nur eine geringe Anzahl an der
Gesamtbevölkerung darstellen. Durchaus bemühen sich über dies hinaus
viele Humanoiden, diesem Beispiel zu folgen. Doch spätestens an dem
Punkt der Bescheidenheit überkommt diese der Stolz über sich selbst,
da sie ihre Wohltätigkeit mehr zur Liebe ihres öffentlichen Ansehens
betreiben, als denn für die Sache selbst.
Ihre Frage, ob es vorstellbar wäre, dass derart engelsgleiche Humanoiden im Angesicht all der Schrecken zu einer vollen Entfaltung ihrer Identität gelangen könnten, muss ich verneinen. Würden sich diese hingegen in einer friedliebenden Umgebung wie der unsrigen intergalaktischen Lebensweise befinden, könnten die betroffenen Terrahumanoiden durchaus ungeahnte Entwicklungen erfahren.
Ich hoffe, nun dürften Sie, werter Herr Präsident und der Hohe Rat ein
entsprechendes Bild besitzen, so Sie meinem Antrag die nötigen Kenntnisse
zugrunde legen können.
Ihre Antwort froh erwartend.
Mit vorzüglichem Frieden
Ihr Admiral Medardon
Antwort von Präsident Ha-Mashiach im Namen des intergalaktischen
Rates an Admiral Medardon, stationiert auf dem Trabanten Luna des
Planeten Terra.
Sternzeit 458.976.110
Hochverehrter Admiral Medardon, Friede sei mit Ihnen.
Wir alle danken Ihnen für Ihre anschauliche Situationsbeschreibung.
Diese gereichte uns nunmehr, so wir zu einem Ratschluss gekommen sind.
Wir entsprechen Ihrem Antrag 777/999-YHM, die von Ihnen identifizierte
Gruppe der Terrahumanoiden zu evakuieren. Jedoch bitten wir Sie, dies erst in zehn Orbitjahren vorzunehmen. Wir sind zu der Überzeugung
gelangt, dass durchaus für einige unerweckte Humanoiden noch
die Möglichkeit besteht, eine Sinneswandlung zu vollziehen.
Da bis zu diesem Zeitpunkt Ihre Präsenz im Terraorbit nicht vonnöten
ist, entsprechen wir Ihrem Wunsch, sich von der Observierung
zurückzuziehen. Dennoch steht es Ihnen frei, sich dem von Ihnen vorgeschlagenen
Wissenschaftlerteam auf eigenen Wunsch hin anzuschließen.
Sollten Ihre Beobachter hingegen feststellen, dass sich die Ereignisse
auf dem Planeten Terra drastisch zuspitzen sollten, werden wir
eine vorzeitige Evakuierung in Betracht ziehen.
Da diese umfangreiche Evakuierungsmaßnahme von höchster Wichtigkeit
für die intergalaktische Föderation der Vereinten Universen ist, haben
wir beschlossen, dass ich die Operation persönlich leiten werde. Um
mich hierauf besser vorbereiten zu können, schlage ich vor, dass ich
Sie noch vor Ihrer anvisierten Abreise aufsuchen werde, so Sie mich in
den nötigen Kenntnisstand versetzten können.
Mit vorzüglichem Frieden
Ihr Präsident Ha-Mashiach
Antwort von Admiral Medardon an Präsident Ha-Mashiach
Sternzeit 458.976.110,4
Betreff: Ihre Besuchsankündigung
Hochverehrter Präsident Ha-Mashiach, Friede sei mit Ihnen.
Über Ihren Ratschluss sind meine Besatzung und ich sehr erfreut.
Nach eifrigem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen, mich dem
Wissenschaftlerteam anzuschließen und auf dem Planeten Terra Station
zu beziehen.
Ebenso möchte ich meiner Freude Ausdruck verleihen über Ihren
angekündigten Besuch sowie Ihrem Entschluss. Ich bin mir sicher, dass
Ihnen die Evakuierungsmaßnahmen großen Spaß machen werden.
Und so möchte ich diesen Schriftwechsel mit den Worten eines prominenten
Terrahumanoiden vorerst beschließen. Dieser wird von den meisten
der Humanoiden als das Siegel der Propheten bezeichnet.
Dieser bediente sich hauptsächlich zur Verkündigung seiner universalen
Wahrheiten der Methode des Gesangs. Seine folgende Botschaft
gibt einer weiteren Fähigkeit der Humanoiden Ausdruck. Die der
Imaginationskraft. Hier betont er, dass was immer sich ein Humanoid
erträumen mag, dies auch Realität werden kann. Seine Motivation richtet
er in seiner Botschaft auf Maßnahmen des Friedens, der Freiheit,
der Geschwisterlichkeit sowie der Seelenfreisetzung und nicht zuletzt
der Liebe. Ich darf Ihnen versichern, werter Herr Präsident Ha-Mashiach,
dass dieser größte aller Humanoiden-Propheten sowohl meiner
Besatzung als auch mir in den letzten zehn Orbitjahren häufig Mut und
Zuversicht vermitteln konnte. Ebenso hoffe ich, dass der Prophet auch
Ihnen für Ihre Mission die nötige positive Grundstimmung vermittelt.
Mit vorzüglichem Frieden
Ihr treu ergebenster Admiral Medardon